22.12.2017
Gedenken
an Zwangsarbeiter in Solingen
200
Prozent Zusatzgewinn durch die Zwangsarbeit
Aus der Ansprache von Holger Kahle auf der
Gedenkveranstaltung an die Solinger Zwangsarbeiter, am 12.11.2017, auf
dem Friedhof in Solingen-Gräfrath. Solche
Gedenkveranstaltungen haben eine Tradition. Sie werden von den Solinger
Organisationen der VVN-BdA, der DKP, der Partei Die Linke und der SDAJ
durchgeführt. Der Redner führte aus:
In Deutschland befanden sich in der Zeit zwischen
1939 und der Befreiung vom Faschismus 1945 insgesamt über 10
Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. In Solingen mussten
während des gesamten zweiten Weltkrieges 16.000 Menschen
Zwangsarbeit leisten. Mehr als die Hälfte der Zwangsarbeiter
in ganz Deutschland wie auch in Solingen kamen aus der Sowjetunion.
Unter großen Opfer des sowjetischen
Volkes und der Anti-Hitler-Koalition konnte der Faschismus besiegt
werden. Wir stehen hier wie jedes Jahr, um die Zwangsarbeiter, die fern
ihrer Heimat, in Solingen den Tod gefunden haben zu ehren und ihrer zu
Gedenken.
Die meisten der sowjetischen Zwangsarbeiter wurden
von der faschistischen deutschen Armee aus ihren Dörfern und
Städten entführt und in Viehwagons nach Deutschland
gebracht. Oft wurden sie wie auf einem Sklavenmarkt an
örtliche Unternehmer und Bauern verkauft. In Solingen mussten
sie in fast 500 Betrieben schwerste Arbeit unter
menschenunwürdigen Bedingungen verrichten. Die Firmen
Rautenbach, Kronprinz, die Stadtverwaltung Solingen und die
Zwillingswerk KG waren die vier größten Abnehmer von
Zwangsarbeitern in Solingen. Die Zwangsarbeiter hausten unter den
erbärmlichsten Bedingungen in Baracken, die Ernährung
war katastrophal, die Frauen und Männer die Schwerstarbeit
leisteten, mussten Hunger leiden. Ein bisschen Rübensuppe und
200g Brot war die Tagesration. Es gab Misshandlungen Hass und
Diskriminierungen gegenüber den Fremden. Die einheimische
Bevölkerung konnte nur unter Strafandrohung helfen. Es war den
Zwangsarbeitern auch verboten sich bei Bombenangriffen in den
Schutzkellern in Sicherheit zu bringen.
Über die Gewinne und Verluste Solinger
Unternehmen, die Zwangsarbeiter beschäftigten, gibt es wenige
Zahlen. Ein Fall ist bekannt, die Firma Kieserling und Albrecht hatte
im Jahr 1939 ein Gewinn von 870.000 RM, über 900.000 RM im
Jahre 1942, 2 Millionen RM im Jahre 1943, es steigert sich der Gewinn,
der auch aus der Ausbeutung von Zwangsarbeitern möglich wurde,
auf 2,5 Millionen im Jahre 1944.
Heute sehen wir uns einem Erstarken der
rechtsextremen und faschistischen Ideologie ausgesetzt. Eine Erhebung
der Amadeu Antonio Stiftung, die sich auf Opfer-Chroniken von
Journalisten, Forschungsinstituten und zivilgesellschaftlichen
Organisationen stützt, zählt mindestens 178
Todesfälle durch rechtsextreme Gewalt seit dem Wendejahr. In
vielen Kommunal- und Landesparlamenten sowie im Bundestag sitzen
Vertreter einer mit Nationalkonservativen und offenen Neofaschisten
durchsetzen Partei.
Alexander Gauland, stellvertretender Vorsitzender
der AfD und einer derer Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, darf ohne
großen Aufschrei der Öffentlichkeit sagen:
"haben wir das Recht, stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten
in zwei Weltkriegen".
Er meint damit die deutschen Soldaten, die andere
Länder überfallen, mordend und marodierend durch
Europa zogen und die Zwangsarbeiter, an deren Gedenkstein wir hier
heute stehen, verschleppt haben.
Wir müssen uns dafür einsetzen,
dass die breiteste Einheitsfront hergestellt wird durch gemeinsame
Aktionen der Arbeiterorganisationen der verschiedensten Richtungen zum
Schutz der gemeinsamen Lebensinteressen der abhängig
Beschäftigten. Durch den gemeinsamen Kampf gegen alle Formen
des Faschismus und des Abbaus demokratischer Rechte. Durch den
gemeinsame Kampf gegen alle Formen der Kriegsvorbereitungen und der
imperialistischen Kriege in der Welt.
Was müssen wir tun, und was tun wir in
Solingen bereits?
Wir müssen immer dazu beitragen, dass die
breitesten Bündnisse – das heißt alle dem
Monopalkapital objektiv gegenüberstehenden Kräfte
– im Kampf gegen den Faschismus zusammen finden. Unsere
einzige Bedingung an Bündnispartner ist, dass sie gegen den
Faschismus sind.
Wir sind im Bündnis „Solingen
ist bunt statt braun“ aktiv und unterstützen das
Solinger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage. Das
ist der richtige Weg.
Lasst uns alle aktiv an den Vorbereitungen und den
Aktivitäten zum 25ten Jahrestages des Brandanschlages von
Solingen teilnehmen, um die Solingerinnen und Solinger über
die Ursachen von Krieg und Faschismus aufzuklären und zum
Widerstand zu ermutigen!
Nie wieder Faschismus nie wieder Krieg
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