08.11.2016
Phönix-See: Erfolg
der Bemühungen der VVN-BdA Dortmund
2017 soll
der Gedenkort für die ermordeten Zwangsarbeiter der
Stahlindustrie (VESTA, später Hoesch, dann Thyssen-Krupp)
fertig gestellt werden
Die VVN-BdA hatte 2002 beantragt, eine Gedenktafel
dort anzubringen, wo das Auffanglager Hermannstr., stand. Es handelte
sich um ein Arbeitserziehungslager, und das war ein betriebliches KZ
der Stahlindustrie, gemeinsam betrieben mit der Gestapo. Von dort
wurden Opfer der Bittermark- und Rombergparkmorde im Frühjahr
1945 weggebracht, und sie kamen nicht zurück.
Die folgenden Texte betreffen eine alles in allem
erfolgreiche Aktion unserer VVN-BdA Dortmund. Sie hatte seit 2002
beantragt, an die Opfer des Betriebs-KZ an der Hermannstraße
in Dortmund-Hörde zu erinnern und den Ort nicht im geplanten
Phönix-See versinken zu lassen. Nun nach 14 Jahren soll die
Sache verwirklicht werden. Der Beschluss der Stadt Dortmund aus dem
Jahr 2014 wird nachfolgend zitiert. Er soll im Jahr 2017 verwirklicht
werden, mit Verspätung also.
Von: Ulrich Spangenberg
Stadt Dortmund
Bürgerdienste Hörde 3. November
2016
Hallo Herr Sander,
aktuell ist ein unabhängiges
Architekturbüro mit der Planung beauftragt.
Es mussten Bodenproben u.a. analysiert werden, so
dass sich das Vorhaben verzögert hat.
Diese Planung wird noch in diesem Jahr fertig
gestellt. Anschließend wird die Bezirksvertretung
darüber informiert.
Der Bau kann dann in 2017 erfolgen, vorbehaltlich
einer Bereitstellung der entsprechenden Finanzen.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Ulrich Spangenberg
Bürgerdienste Hörde
Bezirksverwaltungsstellenleitung
Hörder Bahnhofstr. 16
44263 Dortmund
www.dortmund.de
Die VVN-BdA Dortmund hatte dieses
Erinnerungsschreiben Anfang November 2016 geschrieben:
Betr:. Die beschlossene Gedenkstätte
für das Arbeitserziehungslager und seine Opfer in
Dortmund-Hörde. Wir sandten Ihnen dies Schreiben, und die
Antwort fehlt noch immer. Bitte antworten Sie uns.
Brief der
VVN-BdA Dortmund vom 14.4.16
An die Fraktionen des
Rates der Stadt Dortmund
und der
Bezirksvertretung Hörde
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir weisen auf einen wichtigen, aber nicht
durchgeführten Beschluss ihrer Gremien hin, eine
Gedenkstätte für die NS-Opfer/Zwangsarbeiter in
Hörde am Phönixsee zu schaffen.
Die VVN-BdA hatte 2002 beantragt, eine Gedenktafel
dort anzubringen, wo das Auffanglager Hermannstr., stand. Es handelte
sich um ein Arbeitserziehungslager, und das war ein betriebliches KZ
der Stahlindustrie, gemeinsam betrieben mit der Gestapo. Von dort
wurden Opfer der Bittermark- und Rombergparkmorde im Frühjahr
1945 weggebracht, und sie kamen nicht zurück.
Nach unserer Beantragung begann die Planung
für den Phönixsee, und nach langem hin und her wurde
der Antrag der VVN-BdA dahingehend zustimmend behandelt, dass auf der
Höhe des ehemaligen Emschertors am See eine
Gedenkstätte geschaffen wird. Studenten hatten in einem
Wettbewerb für eine gute Vorlage gesorgt. Einweihung sollte am
8. Mai 2015 sein. Das ist nun über ein Jahr lang her, aber
nichts ist geschehen. Nichts zu sehen. Wir bekamen auch keine Nachricht
von Ihnen. Und wir sind sehr enttäuscht und auch sehr
befremdet darüber, wie von Ihrer Seite mit Anträgen
und Beschlüssen solch gravierender Art umgegangen wird.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Ulrich Sander, Sprecher der VVN-BdA,
Geschichtskommission
Der Beschluss
Rat 15.05.2014 zu TOP 6.4
Mahnmal für ehern. Zwangsarbeiter am
PHOENIX See Beschluss (Drucksache Nr.: 12087-14)
(…) Der Rat der Stadt fasste - unter
Berücksichtigung der Empfehlung des Ausschusses für
Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften und unter
Berücksichtigung der entsprechenden Hinweise aus dem Ausschuss
für Kultur, Sport und Freizeit sowie aus der Bezirksvertretung
Hörde - mit Mehrheit gegen die Stimme von Rm Thieme (NPD)
folgenden Beschluss:
Der Rat der Stadt Dortmund
begrüßt die Planungen der Verwaltung, am
Südufer des PHOENIX Sees eine zentrale Gedenkstätte
für die in Dortmund während des Zweiten Weltkriegs
eingesetzten Zwangsarbeiter zu errichten. Die Umsetzung erfolgt 2015.
Der Rat beauftragt 41/Archiv, in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen
61 und 66 und dem Eigenbetrieb 70 die Planungen zu konkretisieren
(Detailplanung) und dem Rat in einem zweiten Schritt einen Baubeschluss
zur Abstimmung vorzulegen. (…)
Die Vorlage
Stadt Dortmund, Drucksache Nr.:
12087-14, öffentlich
Fachbereich: 41/Archiv
Dezernent(in) / Geschäftsführer: StD
Stüdemann
Datum: 10.04.2014
verantwortlich: Dr. Stefan Mühlhofer
Telefon 25210
Dringlichkeit
Beratungsfolge
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Beratungstermine
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Zuständigkeit
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Bezirksvertretung Hörde
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29.04.2014
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Empfehlung
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Ausschuss für Kultur, Sport und
Freizeit
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29.04.2014
|
Empfehlung
|
Ausschuss für Finanzen,
Beteiligungen und Liegenschaften
|
08.05.2014
|
Empfehlung
|
Hauptausschuss und Ältestenrat
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15.05.2014
|
Empfehlung
|
Rat der Stadt
|
15.05.2014
|
Beschluss
|
Tagesordnungspunkt
Mahnmal für ehern. Zwangsarbeiter am
PHOENIX See
Beschlussvorschlag
Der Rat der Stadt Dortmund
begrüßt die Planungen der Verwaltung, am
Südufer des PHOENIX Sees eine zentrale Gedenkstätte
für die in Dortmund während des Zweiten Weltkriegs
eingesetzten Zwangsarbeiter zu errichten. Die Umsetzung erfolgt 2015.
Der Rat beauftragt 41/Archiv, in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen
61 und 66 und dem Eigenbetrieb 70 die Planungen zu konkretisieren
(Detailplanung) und dem Rat in einem zweiten Schritt einen Baubeschluss
zur Abstimmung vorzulegen.
Finanzielle
Auswirkungen
Die Kosten für die Errichtung der
Gedenkstätte liegen nach einer ersten Schätzung bei
rd. 90.000,- €. Die Finanzierung erfolgt über den
Wirtschaftsplan der Kulturbetriebe Dortmund. Nach Möglichkeit
werden Förder- und weitere Drittmittel eingeworben. Die Fragen
zur exakten Höhe der Kosten, deren Trägerschaft und
somit zu etwaigen finanziellen Auswirkungen, werden bis zum
Baubeschluss geklärt.
Ullrich Sierau, Oberbürgermeister
Jörg Stüdemann, Stadtdirektor
Martin Lürwer, Stadtrat
Begründung
Mehr als 13 Millionen ausländische
Zwangsarbeiter wurden während des Zweiten Weltkriegs im
Deutschen Reich ausgebeutet. Das nationalsozialistische Deutschland
hatte den Krieg lange geplant und vorbereitet. Sein Ziel war die
Unterwerfung und Ausbeutung Europas. Dafür wurden die
besetzten Gebiete ausgeplündert und Millionen Männer,
Frauen und Kinder in das Deutsche Reich verschleppt. Überall
wurden Zwangsarbeiter eingesetzt - in Rüstungsbetrieben ebenso
wie auf Baustellen, in der Landwirtschaft, im Handwerk oder in
Privathaushalten. Jeder Deutsche ist ihnen begegnet - ob als
Besatzungssoldat in Polen oder als Bäuerin in
Thüringen. Es war das große öffentliche
Verbrechen der Nationalsozialisten. Allein in der Industriestadt
Dortmund waren bis zu 80 000 Männer und Frauen als
Zwangsarbeiter eingesetzt. Fast ein Viertel dieser
Arbeitskräfte musste allein für den Dortmund
Hörder Hüttenverein (DHHV) arbeiten, dessen Werk
Phönix an der Stelle des heute gleichnamigen Sees lag.
Zudem befand sich hier am ehemaligen
Emschertor/Hermannstraße auf dem Werksgelände
während des Zweiten Weltkrieges auf Wunsch der Konzernleitung
auch ein Lager der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Zunächst
diente das sogenannte Auffanglager für etwa 80- 100
Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion dazu, diejenigen, die die
menschenverachtenden Ausländergesetze der Nationalsozialisten
übertreten hatten, zu „disziplinieren“ und
gleichzeitig zu immer unmenschlicheren Arbeitsleistungen für
den DHHV zu zwingen.
Im März 1945 diente das Lager zur
Unterbringung unterschiedlicher Gruppen von
Gestapo-Häftlingen, von denen viele von hier aus in den
Rombergpark gebracht und dort kurz vor Kriegsende ermordet wurden.
Bis heute wurde diesem großen
öffentlichen Verbrechen der Nationalsozialisten in Dortmund
nicht in adäquater Weise gedacht. Für die Stadt
Dortmund, die derartig intensiv darin verwickelt ist, die aber zugleich
der vielen anderen Verbrechen der Nationalsozialisten
vielfältig gedenkt, ist es von besonderer Bedeutung, auch
diesem Verbrechen im öffentlichen Raum würdig zu
gedenken.
Der Standort am PHOENIX See eignet sich aus dem
oben genannten Gründen besonders. Zudem lassen sich in
fußläufiger Nähe nahezu alle Formen der
Zwangsarbeit exemplarisch belegen.
Im Rahmen eines Konstruieren-3-Seminars an der
Fachhochschule Dortmund wurden im Sommersemester 2013 in Kooperation
mit der Mahn- und Gedenkstätte Entwürfe für
ein zentrales Dortmunder Denkmal zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter
erstellt. Als am besten umsetzbar und dem Thema am angemessensten war
der Entwurf der Studentin Pia-Laureen Emde. Zusammen mit ihrem
Dozenten, Dipl.-Ing. Marc Horstmeier entwickelte sie das Modell weiter.
Der Entwurf ist der Drucksache als PDF beigefügt.
Der Gestaltungsbeirat der Stadt hat dieses Projekt
am 03.04.14 beraten. Sowohl der Standort als auch die
Ausführung des Denkmals werden ausdrücklich positiv
zur Umsetzung empfohlen. Der Beirat schlug vor, über eine
"Visierung" (Nachbildung der Umrisse vor Ort in Form einer einfachen
Holzkonstruktion) das Feintuning vorzunehmen.
Parallel zur Weiterentwicklung des Denkmals
erarbeitet das Stadtarchiv einen vertiefenden Internetauftritt zum
Thema „Zwangsarbeit in Dortmund“.
Zum
Kostenrahmen:
Zur
Klärung von kostenbeeinflussenden Randbedingungen am
gewählten Standort am Ufer des PHOENIX Sees hat ein Austausch
mit der Stadtentwässerung Dortmund (Betrieb PHOENIX See) sowie
mit DEW21 stattgefunden.
Zu einer Annäherung an die zu erwartenden
Herstellungskosten der Gedenkstätte (Stahlkonstruktion) wurden
Gespräche mit dem Lehrstuhl Metallbau der Fachhochschule
Dortmund sowie mit ausführenden Firmen (Schlosser, Elektriker)
geführt.
Der genannte Kostenrahmen umfasst die Herstellung
der Stahlkonstruktion inkl. der Beleuchtung der Info- und Leuchtboxen,
die Erd- und Gründungsarbeiten sowie einfache
Außenanlagengestaltung (Wegbefestigung/Plattierung).
Ebenfalls überschlägig
berücksichtigt sind Honorare für die
künstlerische Oberleitung. Erstellung der Statik und evtl,
erforderliche Vermessertätigkeiten.
Eventuelle Mehrkosten für Unerwartetes,
eventuelle Veränderungen und Umplanungen oder
erhöhten Mehraufwand bei der Errichtung vor Ort
(erhöhter Gründungsaufwand. Anlieferung mit
Schwergerät etc.) sind zu diesem Zeitpunkt nicht zu beziffern.
Eventuelle Optimierungen der Konstruktion im
Fortgang der Planung, Synergieeffekte durch Kooperation mit z.B. der
Fachhochschule Dortmund und eventuelle Sponsoringmodelle
können sich kostenreduzierend auswirken.
Die die Konzeptionierung und Herstellung des
Informationsangebots und die Erstellung des Internetauftritts erfolgt
ohne zusätzliche anfallende Kosten durch das Stadtarchiv.
Zuständigkeit:
Die Zuständigkeit des Rates ergibt sich
aus § 41 Abs. 1 Buchst, s) GO NRW.
Das Konzept Gedenkstätte Zwangsarbeit in Dortmund als PDF.
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