04.11.2016
DEGUSSA macht wieder die
Goldgeschäfte mit den Rechtsextremen und Nazifreunden
Schauplätze
Frankfurt am Main, Essen, Marl und nun Köln
Die alten Namen der nazifreundlichen Firmen sind
wieder da, - bzw. die ihrer Nachfolger - sie gehören
zu den Finanziers der AfD. Während die NSDAP als Kriegstreiber
für die Schwerindustrie interessant war, so ist die AfD
für bestimmte Kapitalkreise heute als "Angstmacher" von
Bedeutung.
Siehe dazu den Artikel aus
„Ossietzky“ vom 6. Nov. 2016 im Wortlaut:
Ulrich Sander:
Degussa vergoldet wieder die ganz Rechten
Ehemalige Finanziers Hitlers, Ausbeuterbetriebe
von Zwangsarbeitern und Kriegsgewinnlerfirmen beziehungsweise ihre
Nachfolger, sie gehören zu den Förderern der AfD.
Während die NSDAP als Kriegstreiber für die
Schwerindustrie willkommen war, so ist die AfD für bestimmte
Kapitalkreise heute als „Angstmacher“ interessant.
Angst vor Abstieg, Unsicherheit der Bankenwelt und Schwinden der Zinsen
lösen den Wunsch nach Sicherheit aus, und diese Sicherheit
bietet unter anderem die Anlage der Vermögen in Gold. Dieses
Gold verkauft die AfD an ihre Anhänger. Die
Süddeutsche Zeitung berichtete jetzt über die guten
Beziehungen des Bankhauses von Finck und der Degussa zur AfD und ihrer
Goldhandelsabteilung. Degussa bedeutete „Gold- und
Silberscheideanstalt“; sie vermarktete einst das Zahngold aus
den Vernichtungslagern und lieferte über die Tochterfirma
Degesch – ausgeschrieben „Deutsche Gesellschaft
für Schädlingsbekämpfung“
– das Zyklon B für die Gaskammern zum Beispiel in
Auschwitz. Eine Zeitlang bestand in Deutschland keine Firma mit Namen
Degussa mehr, die alte Firma war in dem Essener Chemiekonzern Evonik
mit der Ruhrkohle AG verschmolzen worden. Doch dann kaufte August von
Finck junior den Namen Degussa, und der prangt nun am Sitz für
den Goldhandel in Köln.
Die Süddeutsche Zeitung vom 26.
Oktober bezieht sich in ihrem Bericht über diese
Vorgänge am rechten Rand auf das Buch
„Gefährliche Bürger“ und nennt es
ein Standardwerk über die neuen Rechten. Die Autoren sind
Liane Bednarz und Christoph Giesa, deren Werk im Verlag Carl Hauser
erschien. Allerdings mit gravierenden Änderungen, denn die
gebotenen Enthüllungen erschienen als riskant. Die
Süddeutsche liefert nun Passagen, die im Original des Buches
gestrichen werden mussten. Es ergibt sich eine Rezension eines Buches,
das es so nicht gibt. Das ist mal etwas Neues.
In einem Kapitel in
„Gefährliche Bürger“
erzählen Bednarz und Giesa von einer Branche, in der ihren
Recherchen zufolge dubiose Händler mit Rechtsdrall
Finanzprodukte für verunsicherte Menschen anbieten. Die
Autoren fällen ein hartes Urteil über die
Händler: „Sie sitzen nicht nur neurechten Phantasien
des Untergangs des Abendlandes auf“, sondern
schürten auch „Vorbehalte gegen den
(jüdischen) Zinskapitalismus.“
Die AfD betreibt im Internet einen umstrittenen
Goldshop. Nach den Recherchen der Autoren ist zu vermuten, dass das
Gold für dieses Geschäft wenigstens zum Teil
ursprünglich von Degussa kommt. Über Finck, so
berichtete die Welt, heißt es außerdem in internen
Papieren der CDU, er unterstütze den Wahlkampf der AfD.
Unter den „Gefährlichen
Bürgern“ befinden sich alte Traditionsnamen der
Finanzierung der Faschisten, so Thyssen und eben von Finck, die am
Treffen zur „Adolf-Hitler-Spende der deutschen
Wirtschaft“ im Februar 1933 teilgenommen haben. Der
ehemaligen Thyssen-Chef Dieter Spethmann war als Euro-Hasser ebenfalls
unter den Angstmachern unterwegs.
Namen wie Thyssen, von Finck und Degussa werden
wieder genannt, wo aktuelle profaschistische Bestrebungen
gefördert werden. Diese Namen wurden auch als
Förderer und Nutznießer des Nazismus bekannt.
Wiederholt sich die Geschichte?
Nach 1945 wurden einige wenige industrielle
Förderer der Nazis als Kriegsverbrecher angeklagt. Sie kamen
bald wieder frei; Krupp und Flick bekamen ihr Vermögen
zurück. Krupp schwor, nie wieder an der Aufrüstung
mitzuwirken, heute bettelt der Konzern Thyssen-Krupp um
Aufträge im U-Boot-Bau. Von Finck senior wurde im Krieg und
danach einer der reichsten Bankiers mit dem größten
Geld- und Grundstücksvermögen. Sein Sohn ist nun
wieder dabei, wenn es gilt, ultrarechte Kräfte zu
fördern.
Die Entnazifizierung der Großen ist
gescheitert. Lange Zeit galt dies auch für die kleinen
Verbrecher. In der Welt stand am 10. August 2016 ein
ausführlicher Bericht über die Operation Last Chance
des Simon-Wiesenthal-Zentrums und über die
Möglichkeit, Diensttuende in Auschwitz zu bestrafen, auch nach
so langer Zeit. So will Oberstaatsanwalt Andreas Brendel von
der Zentralstelle im Lande Nordrhein-Westfalen für die
Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen in vielen
Fällen gegen KZ-Aufseher weiter vorgehen. Gegen acht
frühere Mitglieder der Wachmannschaft im Konzentrationslager
Stutthof wird seit 2011 ermittelt, nach der Verurteilung des
Auschwitz-Wachmanns Reinhold Hanning im Juni nochmals
verstärkt. Die Welt stellte dazu die Frage, warum
plötzlich so viele greise KZ-Täter angeklagt werden.
„Das Prinzip sei einfach: Mord verjährt nicht, und
auch nicht Beihilfe zum Mord. Wenn also zum Beispiel ein Mitglied der
SS-Sanitätskompanie im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
nachweislich zum ‚Desinfektionsdienst‘ in einem der
Krematorien eingeteilt war, konnte darauf der Vorwurf hundert- oder
sogar tausendfachen Mordes gestützt werden. Denn die
Sanitätsunteroffiziere der Lager-SS leerten in diesem Dienst
die Büchsen mit dem Zyklon B genannten
Blausäurepräparat in die mit Menschen vollgestopften
Gaskammern.“
Dazu sollte aber auch gefragt werden: Wer da die
Büchsen mit dem Zyklon B anwandte, kann noch bestraft werden,
aber wer sie herstellte und lieferte, der nicht? Es lieferte unter
anderem die IG Farben, noch heute gibt es die Nachfolger der IG: Bayer
und Evonik. IG Farben und Degussa betrieben gemeinsam Degesch, den
Zyklon B-Hersteller; Nachfolger von Degussa ist Evonik (Essen). Und der
Name dieses Nachfolgekonzerns der Täter steht auf den Trikots
vieler tausend Menschen in Dortmund, wenn der BVB spielt. Niemand denkt
sich etwas dabei. Sollte man sich nicht genauer damit befassen? Und
sollte man nicht genauer hinsehen, wenn einem die
Degussa-Gold-Werbeprospekte ins Haus flattern. Wer dort Gold kauft,
fördert die AfD.
Mord verjährt nicht – oder
doch, wenn der Mörder eine große Firma ist.
Zur
Ergänzung und Erläuterung:
Die Süddeutsche Zeitung berichtete z.B.
über die guten Beziehungen des Bankhauses von Finck und der
DEGUSSA zur AfD und ihrer Goldhandelsabteilung. (DEGUSSA = Gold- und
Silberscheideanstalt; sie vermarktete das Zahngold aus den KZ und
lieferte über die Tochterfirma DEGESCH das Zyklon B
für die Gaskammern) Siehe http://www.sueddeutsche.de/kultur/interessenskonflikt-angst-ist-gold-1.3221176 aus
Süddeutsche Zeitung 26.10.2016, über das
Buch "Gefährliche Bürger".
Zu Degussa siehe auch hier:
http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/degussa_und_die_bombe.pdf
aus: Julius Mader: „Der Banditenschatz“, Abschnitt
über Degussa, Berlin/DDR, 1965
Ferner ganz aktuell:

https://r-mediabase.eu/index.php?view=detail&id=18038&option=com_joomgallery&Itemid=519
Neben Leverkusen birgt auch Marl eine
Stätte der IG Farben-Verbrechen. Auf dem Gelände des
heutigen Chemieparks Marl befanden sich die Chemischen Werke
Hüls, die zu 74 Prozent der I.G.Farben gehörten. Die
Firma bestand von 1938 bis 1998 und wurde dann von
der Evonik Degussa (heute nur noch
„Evonik“) , übernommen. Degussa, Sitz
Frankfurt am Main, wiederum war ebenfalls lange Zeit eng mit der
I.G.Farben verbunden. Degussa wurde ab 1999 über
Zwischenstationen bei VEBA, Ruhrkohle AG u.a. zum Teil der neuen Fa.
Evonik Degussa (heute nur noch „Evonik“) mit Sitz
in Essen und Produktionsstätten u.a. in Marl.
Überlebende des Holocaust haben
1998 in den USA gegen die Fa. Degussa eine Sammelklage eingereicht, um
sie zur Zahlung von Entschädigung zu bewegen. In einer Antwort
hat die Degussa zur Entschuldigung auf ihre seinerzeitige
„Einbindung des Unternehmens in das totalitäre
nationalsozialistische Wirtschaftssystem" hingewiesen. Nicht freiwillig
habe man an Raub, Sklavenarbeit und Mordbeihilfe Unsummen verdient,
sondern unter Zwang.
Mit „Einbindung" wollen Manager wie die
von Degussa eine Art Fessel ins Spiel bringen, mit der ihren
Vorgängern angeblich von den Nazis die Hände gebunden
waren. Opferorganisationen stellten dazu fest [Siehe
„Gerechtigkeit für die Überlebenden der
NS-Zwangsarbeit“, hg. VVN-BdA, März 2000, 2.
überarbeitete Auflage]:
In den Sammelklagen gegen Degussa und die IG
Farben i. A. (in Abwicklung, so hieß der I.G.-Rest nach 1945)
sowie gegen die I.G.- Farben-Nachfolger-Firmen Bayer, Hoechst und BASF
kulminiert gewissermaßen die Anklage gegen die Verbrecher aus
der deutschen Wirtschaft von 1933 bis 1945: Hier geht es um Massenmord
und schwerste Kriegsverbrechen. Auch Degussa hat von
„normaler" Sklavenarbeit profitiert.
Degussa hat sich, so heißt es in einer
Klage, „arisierten" Besitz angeeignet [Siehe die TV-Filme von
Conrad Schuhler „Das letzte Tribunal“.
Süddeutsche Zeitung/Deutsche Welle, 1998 und
„Blutige Beute“ – Das SS-Raubgold und die
verschwundenen Akten, Südwestfunk.1998]. Sie hat gemeinsam mit
der I.G. Farben die Firma Degesch, jene Gesellschaft für
„Schädlingsbekämpfung" unterhalten, die das
Gas Zyklon B für den millionenfachen Mord lieferte und mittels
dieser Mordbeihilfe viele Millionen an Profit verdiente. Sie hat als
„Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt" das Gold
geschieden, auch „Bruchgold" aus den Mündern der -
laut Behördenpost - „Abgänge der
Konzentrationslager", um es, zu Goldbarren verarbeitet, an die Banken
weiterzuliefern. Degussa hat auch - so 1943 in ihren chemischen Werken
in Gleiwitz - Häftlinge ausgebeutet, die, nachdem sie
arbeitsunfähig waren, nach Auschwitz ins Gas geschickt wurden.
Sie hat eigene Firmen-KZs unterhalten, und wer nicht mehr mitkam,
musste sterben, wie die TV-Sendung „Angeklagt: Die Deutsche
Wirtschaft" im Dezember 1998 berichtete. Der Degussa-Konzern
profitierte wie kaum ein anderer von den Naziverbrechen.
Was nun die Degussa- und
I.G.-Farben-Aktivitäten zur massenhaften
Tötung mittels Zyklon-B-Giftgas anbelangt, so war
dafür vor wie nach 1945 Prof. Carl Wurster die einflussreiche
helfende Hand. Wurster war vor 1945 einer der leitenden Männer
der IG Farben und der Degesch mbH., die Degussa und I.G. gemeinsam
betrieben, wie wir heute wissen. Dabei war Degussa
federführend. Nach 1945 wurde Wurster nur kurz als Angeklagter
im IG-Farben-Prozess behelligt, um dann BASF-Vorsitzender und
Degussa-Aufsichtsratsmitglied zu werden, ferner Mitglied in vielen
Wirtschaftsgremien, so in Aufsichtsräten der Deutschen Bank
und mancher Degussa-Tochter.
Übrigens: Auch die letzten Unterlagen
über Zahngold und andere Wertsachen, die Juden in KZs geraubt
worden waren, sind aus dem Bundesarchiv verschwunden, wie dies [laut
afp vom 28.7.1998] in den sechziger und siebziger Jahren mit vielen
Unterlagen geschehen ist.
Zudem: Wenn die Wirtschaft zur Aufarbeitung ihrer
Geschichte aufgefordert wird, geht es gar nicht um die Aufforderung zum
Antikapitalismus, sondern um die Klärung der Rolle von
Industriellen, Bankern, Agrariern usw. in einer ganz bestimmten, aber
entscheidenden Situation. Das darf doch wohl 80 Jahre danach erwartet
werden.
Und zwar in einer Zeit, da die Kriegsgewinnler von
1933 bis 1945 derzeit wieder am Krieg verdienen und an dritter Stelle
in Rüstungsproduktion und Waffenexport weltweit stehen.
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