08.09.2016
Der Fall des Dr. Fritz Rudolf
Arlt von der deutschen Industrie
Enthüllungen
über die Nazivergangenheit eines hohen
Wirtschaftsfunktionärs beim Institut der deutschen Wirtschaft
in Köln
Fritz Arlt (* 12. April 1912 in Niedercunnersdorf;
† 21. April 2004 in Seeg) war als deutscher faschistischer
Funktionär in führender Funktion an ethnischen Deportationen
in Polen beteiligt, Leiter von antijüdischen
„Forschungseinrichtungen“ und der
„Flüchtlings-Leitstelle“ und nach 1945
Arbeitgeberverbandsfunktionär in Jugendbildungswerken. Darunter im
Deutsch Französischen Jugendwerk (DFJW). Sein
Abteilungsleiterschreibtisch stand im Institut der deutschen Wirtschaft
am Konrad-Adenauer-Ufer 21, Köln (unter dem damaligen Namen
Deutsches Industrieinstitut) und in Paris beim DFJW-Direktorium.
Den in Paris verlor er 1966, nachdem das linke Jugendmagazin
„elan“ seine Nazivergangenheit offen gelegt hatte. In der
BRD blieb er weiter ein höchst anerkannter Unternehmervertreter
und Wissenschaftler.
Die in Frankreich respektvoll "Nazijägerin" genannte Beate
Klarsfeld war ebnefalls beim DFJW tätig und wurde dort 1967
entlassen, während Arlt in Ehren und freiwillig ausschied (er war
unhaltbar geworden). Für die unermüdliche Aufklärung von
Nazi-Verbrechen und für die Bestrafung der faschistischen
Täter trat Beate Klarsfeld auch nach ihrem Rausschmiss ein.
Unvergessen ist ihre 1968 verabreichte spektakuläre Ohrfeige
für Bundeskanzler Kiesinger, einem langjährigen und
einflussreichen NSDAP-Mitglied, der Arlt für seine Tätigkeit
beim DFJW vorgeschlagen hatte. Später folgten zahlreiche
Enthüllungsaktionen. Sie griff die Enthüllungen über Dr.
Fritz Rudolf Arlt auf, die 1966 vom Dortmunder Jugendmagazin
„elan“ veröffentlicht wurden. Es war nachgewiesen
worden, dass der vom Deutschen Industrie-Institut (heute Institut der
Deutschen Wirtschaft) in das DFJW entsandte Arlt, in hoher Funktion bei
der Judenverfolgung in der Nazizeit tätig gewesen war.
Aus den Erinnerungen von Beate Klarsfeld zu Fritz Rudolf Arlt:
... andere Nazis saßen oder sitzen immer noch in
dem Aufsichtsrat des OFA [das ist die „Organisation France
Allemagne", ein Deutsch-Französisches Jugendwerk]. Meine
Recherchen waren nicht vergeblich. Im Register des CDJC [„Centre
de Documentation Juive Contemporaine"], das unter der Führung von
deutschen Kriminellen steht, fand ich den Namen Fritz Rudolf Arlt, der
ein Verwaltungsbeamter des OFA/DFJW von 1964 bis 1966 war.
Arlt hatte eine bemerkenswerte SS-Karriere hinter sich.
Er war nicht nur ein Experte für Theorien über Juden, sondern
auch SS-Standartenführer und Oberst des SS-Totenkopf-Regiments,
stationiert im Katowice, in der Nähe von Auschwitz als
Kapazität in rassistischer Politik. Am 9. November 1941 wurde er
zu Himmlers Reichskommissariat für die Festigung deutschen
Volkstums" als Oberst versetzt. Arlt wurde in Polen und in den UdSSR
zum Kriegsverbrecher erklärt und in den UdSSR verurteilt.
Als das DFJW gegründet wurde, wurde Arlt einer der
Direktoren. Im Amt bestätigt wurde er im Dezember 1965. Bald
darauf legt er sein Amt nieder, nachdem ein Artikel in der Zeitschrift
„Elan" erschienen war [das war das linke Jugendmagazin aus
Dortmund], der seine Nazi-Vergangenheit aufgriff, worüber kein
einziges Wort in Frankreich und dem DFJW publik wurde. Das war dort
kein Skandal. Niemand in dem DFJW war informiert, dass ein
Nazi-Kriegsverbrecher der schlimmsten Art einer ihrer Direktoren war.
Ich nahm wahr, dass ich anders als Arlt behandelt wurde. Er war aktiver
Part in scheußlichen Verbrechen, aber für die anderen
Direktoren des DFJW war er ein zu respektierender oder gar zu
fürchtender Mann.
Nach einigen Wochen bekam ich heraus, dass andere
frühere Nazis im OFA-Aufsichtsrat saßen, insbesondere
Offizielle des Außenministeriums: Karl Kuno Overbeck,
gelichzeitig Mitglied der SA und in Ribbentrops Ministerium; und
Luitpold Werz, der am 1. Oktober 1934 mit der Nr. 2.873.248 in die
NSDAP eintrat.
Deshalb stand eine Logik hinter meiner Entlassung bei
dem DFJW. Später erfuhr ich, dass Bundeskanzler Kiesingers
Kabinett Druck auf das DFJW ausgeübt hatte, mich los zu werden.
Siehe auch:
Der Fall Fritz Arlt,
Judenverfolger im Deutsch-Französischen Jugendwerk (dem
Arbeitsplatz von Beate Klarsfeld), elan, Oktober 1967
http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/fall_arlt_3_akt_elan_1967_okt.pdf
Wikipedia zu Fritz Arlt
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Arlt
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