01.09.2016
Verbrechen der Wirtschaft
1933-1945: Namen werden genannt
Nun
weniger weiße Flecken im Wissen über die Verbrechen
der Unternehmen in der NS-Zeit
Die VVN-BdA NRW verbreitet eine aktuelle, brisante Liste
mit Angaben über die am meisten belasteten Sklavenhalterfirmen in
Deutschland. In vielen Städten sind sie zu finden. Die Liste,
fußend auf Wissenschaftlichen Erhebungen und Recherchen
bürgerlicher Wirtschaftszeitungen, ist verwendbar mit Blick auf
die Aktion "Verbrechen der Wirtschaft".
Die Wissenslücken über die Verstrickungen der
Unternehmen der NS-Zeit in Arisierung, Zwangsarbeit und
Kriegswirtschaft sind groß. Das stellten jetzt Historiker fest.
Es wurde der Forschungsstand zu den größten Arbeitgebern der
NS-Zeit analysiert. Der Bochumer Historiker Lutz Budrass hat für
die WirtschaftsWoche den Stand der Forschung zu den 100
größten Arbeitgebern der NS-Zeit analysiert. Das Ergebnis:
Zu 71 von ihnen gibt es noch immer keine wissenschaftliche Aufarbeitung
ihrer Vergangenheit. Bei zahlreichen Unternehmen schätzt Budrass
die" Verstrickung" als besonders schwer ein. Das heißt: Diese
Unternehmen waren (über den Einsatz von Zwangsarbeitern hinaus)
besonders an NS-Verbrechen beteiligt: Arisierungen, Beschäftigung
von KZ-Häftlingen und jüdischen Zwangsarbeitern,
Übernahme von Betrieben in besetzten Ländern u.a.
(Belegschaftszahlen aus der Zeit des Krieges, inklusive Zwangsarbeiter,
Angaben zum Firmensitz aus der Zeit vor 1945).
+ Deutsche Reichsbahn Sitz: Berlin Belegschaft: 703.546 heute: Deutsche Bahn AG –
+ I.G. Farbenindustrie Sitz: Frankfurt/M. Belegschaft: 218.090 heute bzw nach 1945: BASF.Bayer. Hoechst –
+ Vereinigte Stahlwerke Sitz: Düsseldorf Belegschaft: 197.000 heute: ThyssenKrupp –
+ Siemens Belegschaft: Sitz: Berlin und München Belegschaft: 165.975 heute Siemens AG –
+ Friedrich Krupp Sitz: Essen Belegschaft: 123.408 heute. ThyssenKrupp
+ Gutehoffnungshütte Sitz: Oberhausen Belegschaft: 75.781 heute: MAN
+ VEBA Sitz: Berlin Belegschaft: 72.345 heute: E.on –
+ Friedrich Flick KG Sitz: Düsseldorf Belegschaft: 71.408
+ Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) Sitz: Berlin Belegschaft: 65.000 –
+ Reichswerke «Hermann Göring» Sitz: Salzgitter Belegschaft: 63.000 heute: Rheinmetall
+ Daimler-Benz AG Sitz: Stuttgart Belegschaft: 47.095
+Junkers Flugzeug- u. Motorenwerke Sitz: Dessau Belegschaft: 44.015 heute: Airbus
+ Klöckner-Werke Sitz: Duisburg Belegschaft: 43.409 heute: ThyssenKrupp. Deutz
+ Salzdetfurth Sitz: Goslar/Bad Salzdetfurth Belegschaft: 31.131 heute: K + S
+ Schering Sitz: Berlin Belegschaft: 26.665 heute: Bayer
+ Vereinigte Industrie-Unternehmungen (VIAG) Sitz: Berlin Belegschaft: 25.000 heute: E.on
+ Auto Union Sitz: Chemnitz Belegschaft: 22.673 heute: VW
+ I.T.& T. Gruppe Deutschland Sitz: Berlin Belegschaft: 21.000 später: Nokia
+ Dt. Schiffs- und Maschinenbau (Deschimag) Sitz: Bremen Belegschaft: 20.905 heute: ThyssenKrupp
+ Philipp Holzmann Sitz: Frankfurt/Main Belegschaft: 20.800
+ Hochtief Sitz: Essen Belegschaft: 20.425
+ Rudolph Karstadt Sitz: Berlin Belegschaft: 20.000
+ Hugo Schneider AG Sitz: Leipzig Belegschaft: 19.200 heute: Heckler & Koch
+ Deutsche Reichsbank Sitz: Berlin Belegschaft: 18.931
+ Ernst Heinkel Flugzeugwerke Sitz: Rostock-Warnemünde Belegschaft: 18.297 heute: Airbus
+ Deutsche Bank Sitz: Berlin Belegschaft: 17.462
+ Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft Sitz: Dessau Belegschaft: 17.400
+ Bayerische Motoren-Werke (BMW) Sitz: München Belegschaft: 16.968 heute: Quandt
+ Continental Gummi-Werke Sitz: Hannover Belegschaft: 16.606
+ Osram GmbH KG Sitz: Berlin Belegschaft: 16.132
+ Beton- und Monierbau Sitz: Düsseldorf Belegschaft: 15.828
+ Carl Zeiss Stiftung Sitz: Jena Belegschaft: 15.500
+ Dornier Sitz: Lindau Belegschaft: 15.344 heute: Airbus
+ Brown. Boveri & Cie. Sitz: Baden/Schweiz (mit Zweigfirmen in Deutschland) Belegschaft: 15.300 heute: ABB
+ Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken Sitz: Karlsruhe Belegschaft: 15.000 damals und heute: Quandt
+ Wintershall Sitz: Kassel Belegschaft: 14.683
+ Arado Flugzeugwerke Sitz: Rostock-Warnemünde Belegschaft: 14.090 heute: Airbus
+ Dyckerhoff & Widmann KG Sitz: Karlsruhe/Berlin Belegschaft: 14.000
+ Allianz Versicherung (Konzern) Sitz: München/Berlin Belegschaft: 13.653
+ Gesellschaft für elektrische Unternehmungen Sitz: Berlin Belegschaft: 12.607
+ Henschel & Sohn GmbH Sitz: Kassel Belegschaft: 12.500 heute: Daimler. ThyssenKrupp
+ Grün & Bilfinger Sitz: Mannheim Belegschaft: 12.300 heute. Bilfinger SE
+ Vereinigte Glanzstoff-Fabriken Sitz: Wuppertal-Elberfeld Belegschaft: 12.200
+ Blohm & Voss Sitz: Hamburg Belegschaft: 12.000
+ Dresdner Bank Sitz: Berlin Belegschaft: 11.902
+ Mühlenbau und Industrie A.G. (MIAG) Sitz: Braunschweig Belegschaft: 11.306 heute:Bühler AG
+ H.F. & Philipp Reemtsma (Konzern) Sitz: Hamburg-Altona Belegschaft: 11.084
+ Ilseder Hütte Peine Sitz: Ilsede bei Peine Belegschaft: 11.028
+ Buderus'sche Eisenwerke Sitz: Wetzlar Belegschaft: 10.505
+ Heinrich Lanz Sitz: Mannheim Belegschaft: 10.478
+ Demag Sitz: Duisburg Belegschaft: 10.475
+ Westdeutscher Kaufhof Sitz: Köln Belegschaft: 10.294
+ Telefunken GmbH Sitz: Berlin Belegschaft: 9.596
+ Strabag Sitz: Köln Belegschaft: 9.320
+ Bayerische Flugzeugwerke (Messerschmitt) Sitz: München/Augsburg Belegschaft: 9.257 heute: Airbus
+ Focke-Wulf Flugzeugwerke Sitz: Bremen Belegschaft: 9.243 heute: Airbus
+ Salamander Sitz: Kornwestheim Belegschaft: 9.200
+ Röchling'sche Eisen- u. Stahlwerke GmbH Sitz: Völklingen Belegschaft: 9.000
+ Deutscher Verlag KG (bis 1937: Ullstein AG) Sitz: Berlin Belegschaft: 9.000
+ Knorr-Bremse Sitz: Berlin Belegschaft: 8.000
+ Rhenania-Ossag Mineralölwerke Sitz: Hamburg Belegschaft: 8.000
+ Henkel & Cie. Sitz: Düsseldorf Belegschaft: 8.000
+ Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer Sitz: Frankfurt/Main Belegschaft: 7.570
+ Wertheim A.G.für Handelsbeteiligungen Sitz: Berlin Belegschaft: 7.484
Weitere Informationen:
http://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/historie-weisse-flecken-im-wissen-ueber-die-unternehmen-der-ns-zeit/14457216.html
Der "Einsatz" von Zwangsarbeiter/innen war fast 100%ig
allgemein üblich. „Die Welt“ vom 27.08.16 nennt diese
Zahlen zur Zwangsarbeit: (Siehe dazu http://www.welt.de/157870998)
Viele Millionen Menschen zwang das NS-Regime als "Fremdarbeiter" in die
Produktion. Sie wurden nicht nur in großen Unternehmen
eingesetzt, sondern auch in kleinen Betrieben und sogar Kirchen.
Rund 20 Millionen Menschen zwang (https://zwangsarbeit-archiv.de/archiv/de/map)
das Deutsche Reich während des Zweiten Weltkriegs zur Arbeit.
Zwangsarbeiter gab es nicht nur in den großen Unternehmen (http://www.welt.de/148456720).
Ein großer Anteil der gepressten Menschen arbeitete in
Bäckerläden, auf Bauernhöfen oder in Privathaushalten.
"Überall, wo Leute gebraucht wurden, wurden Zwangsarbeiter
eingesetzt", sagt Martin Bock, Programmleiter der Stiftung Erinnerung,
Verantwortung und Zukunft (http://www.stiftung-evz.de/start.html).
Die Stiftung sammelte Geld von der Bundesregierung und von rund 6500
deutschen Unternehmen. 2006 zahlte sie knapp 4,4 Milliarden Euro an
rund 1,5 Millionen überlebende ehemalige Zwangsarbeiter aus.
Historiker schätzen, dass es im ganzen Reich rund
30.000 Lager gegeben hat, je nach Status ihrer Insassen bewacht von
Wehrmacht oder SS. Auf evangelischer Seite gab es etwa (http://www.welt.de/291043) 12.000, auf katholischer rund 5000 Zwangsarbeiter/innen im Kirchendienst.
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