19.08.2016
Spurensuche nach Verbrechen
der Wirtschaft und anderen Tätern
Meldungen
gehen aus ganz Deutschland ein
Nachdem beim Geschichtskongress der VVN-BdA auf
das Erfordernis der Umwandlung belasteter Gebäude- und
Straßennamen, besonders auch belastet durch Namen aus der die
Nazis fördernden Wirtschaft, aufmerksam gemacht wurde, gehen
bei der VVN-BdA NRW zahlreiche Hinweise ein, ferner solche zu
Tätern aus der Wirtschaft. Eine Auswahl:
Die bayerische
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/BdA lud im Juli zu einer
Veranstaltung anlässlich der "Spurensuche" zur NS-Vergangenheit
ins Gasthaus zur Gred in Freising ein. Guido Hoyer sprach über
"Die Schlüter-Fabrik in der NS-Zeit". Schlüter war eine
Traktorenfabrik in Freising und München. In den 90er Jahren wurde
sie stillgelegt, ihre Reste stellen ein Kulturdenkmal dar. Ob dort auch
an die ehem. Zwangsarbeiterausbeutung erinnert wird? Wohl nicht, wie
Guido Hoyers Referat zu entnehmen war. Zwangsarbeiter bei Schlüter
erlitten schwere Qualen und schlechte Behandlung.
Aus Wuppertal
wurde berichtet: Hier ist tatsächlich von einer Ehrentafel an
einem Industriellenhaus – Villa Hörlein im
Zooviertel - die Rede, nicht von einer Warntafel, nämlich zu
Heinrich Hörlein, Zwangsarbeiterschinder, angeklagt in
Nürnberg im IG Farben-Prozess 1946 wegen Verdachts der Zyklon
B Herstellung. Mit Zyklon B wurden Millionen Juden ermordet.
Meldung aus Brandenburg:
In Pritzwalk in der Prignitz/Brandenburg gibt es die Herbert Quandt
Grundschule (Klasse 1 bis 6). Jedoch wird im Dokumentationszentrum
NS-Zwangsarbeit, Britzer Straße 5, 12439 Berlin noch bis
November die Ausstellung „Batterien für die
Wehrmacht – Zwangsarbeiter bei Pertrix 1939-1945“
gezeigt, in der derselbe Herbert Quandt als Sklavenhalter und
Schuldiger am Tod vieler Menschen entlarvt wird. Ohne die Batterien von
Quandt wäre der Krieg nicht möglich gewesen. Ein
Spurensucher schreibt: „Warum hat sich die Schule in dem
neuen Bundesland Brandenburg den Namen Quandts gegeben? In der DDR
hieß sie doch gewiss ganz anders. Und warum hält man
an dem Namen fest, obwohl in Berlin die Fakten vorgelegt
wurden?“
Aus Schleswig-Holstein
wird uns geschrieben: Der CDU-Politiker Dr. Gerhard Gerlich hat in der
NS-Zeit in Schleswig-Holstein den Schuldienst von
„untragbaren Elementen“ gesäubert. In
Trappenkamp/Kreis Seebarg war bis August eine Schule nach diesem
NSDAP-Mitglied und SS-Mann benannt. Gerlich (1911-1962) war 1950 bis
1962 CDU-Landtagsabgeordneter und 1950-1954 parl.
Staatssekretär im Kultusministerium in Kiel. Schülern
war die Ehrung für den Nazi im Jahr 2010 aufgefallen. Erst
jetzt konnte erreicht werden, dass der Name der Schule
geändert wurde. Im Entnazifizierungsverfahren hatte Gerlich
seine Nazilaufbahn verschwiegen.
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