29.04.2015
Forderung in Velbert-Langenberg
Die Glinz-Straße soll Heinrich Ellinghaus Straße heißen
Wolfgang Gleibe aus Velbert-Langenberg hat den Rat der
Stadt Velbert dringend aufgefordert, endlich die „Dr.
Hans-Karl-Glinz-Straße-Initiator des Verkehrstunnels“ wegen
Glinz‘ Rolle bei der Ausbeutung von Zwangsarbeiter im KZ
Mittelbau-Dora umzubenennen. Der Leiter der KZ-Gedenkstätte
Mittelbau-Dora, Dr. Jens-Christian Wagner, schrieb an den Autor:
"Meines Erachtens hat ein Unternehmer, der während der NS-Zeit
KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter einsetzte und sich nach 1945 einer
kritischen Auseinandersetzung mit diesem Thema entzog, eine mit der
Straßenbenennung verbundene Ehrung nicht verdient." Gefordert
wurde, die Straße künftig nach Heinrich Ellinghaus, einem
Langenberger Antifaschisten und Gewerkschafter, zu benennen.
Wolfgang Gleibe
übergab der VVN-BdA den folgenden Leserbrief an die örtliche
Presse und die Dokumentation zur Vorgeschichte:
Am 27.06.2005 sendete „deutschlandradio“ den Satz: „Ein Erbe was man gerne ausschlagen möchte“.
In dieser Sendung äußerte der Gesellschafter
der Firma „Schmidt, Kranz & Co. GmbH Nordhausen, Dr. Hans
Caspar Glinz, das seine Firma nicht wüsste was die SK & Co.
Bis 1945 unter der Leitung seines Vaters Herrn Dr. Hans Karl Glinz
hergestellt hätte.
Die Heimatforscher in Nordhausen und in
Velbert-Langenberg haben nun weitere äußerst schwerwiegende
Fakten herausgefunden, u.a. das auf den Schultern des Dr. Hans Karl
Glinz Menschenrechtsverbrechen lasten. Er, der Straßennamensgeber
„Dr. Hans-Karl-Glinz-Straße- Initiator des
Verkehrstunnels“, hat in seiner Firma im Konzentrationslager
Mittelbau-Dora in Nordhausen, mit von der SS angeforderten KZ-Sklaven
Raketenteile der Vergeltungswaffe A4 / V2, gepanzerte Kraftwagen,
Zünder, Zünderschrauben und U-Boote für die
mörderische Kriegsführung hergestellt. Unter den
Fertigungskennzeichen des faschistischen Staates, „fcv“ und
„258“ ist dieses im BA-Berlin nachzuprüfen.
Die Heimatforscher weisen darauf hin, dass die
Stollenbaugesellschaft der Fa. Schmidt, Kranz & Co. Nordhausen beim
Stollenvortrieb und Stollenausbau, z. B. im Kohnstein, Regenstein,
Himmelsberg u.v.a. ca. 60-80% ihrer Mineure wegen ungeheuerlichen
Arbeits- und Lebensbedingungen verlor.
Für die Nordhäuser-Maschinenfabrik AG
(NORMAG), die auch der SK & CO. gehörte, arbeiteten allein per
15.02.1944 1739 Menschen.
Für die letzten dieser Menschen war am 11.April
1945 der Tag der Befreiung. An diesem Tag besetzten alliierte Truppen
das Konzentrationslager Mittelbau-Dora. Sie befreiten die Sklaven der
Fa. SK & Co.
Für die Menschen um Nordhausen und Velbert ist es
unverständlich, warum der Rat der Stadt Velbert sich so schwer tut
die faschistisch belastete Straße in Langenberg umzubenennen,
noch dazu der Chef der Fa. SK & Co. Herr Dr. Hans Caspar Glinz dem
Rat der Stadt Velbert am 11.02.2014 vorgeschlagen hat, die Straße
mit dem „Ehrennamen“ umzubenennen.
Dieses Verhalten der Stadtverantwortlichen ist in Vorbereitung des 70. Jahrestages der Befreiung nicht, zu ertragen.
Auf Anforderung der
Mitglieder des Bezirksausschusses Velbert-Langenberg, folgen Fakten und
Hinweise zur Umbenennung der "Dr. Hans-Karl-Glinz Str."
Auflistung der Fakten und Hinweise die dafür
sprechen, dass die Hauptverkehrsstr. in Velbert-Langenberg "Dr.
Hans-Karl-Glinz Str. - Initiator des Verkehrstunnels" umbenannt werden
muss. Für die Umbenennung wird der Name Heinrich Ellinghaus
(Erläuterungen dazu siehe Punkt 25) vorgeschlagen. Heinrich
Ellinghaus war Bürgermeister der Stadt und ein aktiver
Antifaschist. Er war DGB Gewerkschaftsvorsitzender und Sozialdemokrat.
Persönliche Erklärung des Autors
Bei einem Streitgespräch mit normalen und
gutmütigen Menschen unserer Stadt Velbert zur Umbenennung einiger
faschistisch belasteter Straßennamen in Velbert, wurde ich
konfrontiert mit dem Hinweis: "Kümmern
Sie sich doch auch um die Namensschilder der Stadt hinter denen
Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen stehen, da
gibt es eine Firma die hat KZ-Leichen im KZ-Mittelbau- Dora in
Nordhausen einbetonieren lassen, das ist die Firma SK & Co. in
Velbert- Langenberg."
Ich empfand diese Information als Anschuldigung und
wollte diese Sache nicht glauben, da ich in einem freien,
demokratischen und menschenfreundlichen Deutschland lebe und dazu noch
parteilos war, nahm ich mir vor, mal in den zuständigen Archiven
nachzufragen.
Nach ca. 5 -10 Tagen wusste ich, dass diese Sauerei mit den einbetonierten Leichen der objektiven Wahrheit entspricht.
Meine damalige Information an die Stadt Velbert blieb
unbeantwortet. Meine Recherche führte ich alleine weiter,
zunächst ohne die Unterstützung einer Partei.
Als ich weiterhin keine Unterstützung von
staatlicher Seite erhielt, wandte ich mich an Die Linke, wo ich
(…) sofort Zustimmung und Unterstützung erhielt. Zumal die
Angelegenheit laut Ratsbeschluss sowieso offiziell diskutiert werden
sollte.
Geleitwort
"Es ist nicht die
Absicht dieser Erinnerung, Hass zu wecken, ganz im Gegenteil, soweit
die irdische Gerechtigkeit, soweit das gesunde Moralempfinden
gegenüber Scheußlichkeiten es vermag, soll und muss ein
Schlussstrich unter all diese Dinge gezogen sein. Aber niemals
dürfen Dinge in jene Vergessenheit geraten, die es möglich
macht, dass jemals wieder auf solche Weise das Antlitz des Menschen
geschändet wird. Das ist die bittere Lehre die wir alle aus dieser
schrecklichen Vergangenheit zu ziehen haben." (aus dem Buch des Zeugen Friedrich Kochheim "Bilanz").
Warum die Dr. Hans Karl Glinz Straße umbenannt werden muss: Fakten und Quellen
Im Folgenden finden Sie eine mit Belegen versehene
Sammlung von Fakten zur Tätigkeit von Dr. Hans Karl Glinz und
seiner Firma SK & Co GmbH im Dritten Reich. Einige beziehen sich
speziell auf diese, andere betreffen große Teile der damaligen
„Wehrwirtschaft“ oder die Anlage Mittelbau-Dora und stellen
damit allgemeine Verhältnisse dar, die auch auf die Firma des
Herrn Dr. Glinz zutreffen. Wieder andere beziehen sich auf die aktuelle
Diskussion. Die Quellen für die Verantwortung des Namenspatrons
der Velberter Straße selbst für Tod und Leid von
Häftlingen finden sich vor allem in den Punkten 3.1, 6, 10, 14,
16, 19, 20, 21.
(1) In Anbetracht des Folgenden ist der erste Punkt eine
Ungeheuerlichkeit: Die Unternehmensleitung der Firma des Dr. Glinz
weist eine Verantwortung für den Einsatz von Zwangsarbeitern und
KZ-Häftlingen bis heute zurück. Im Unterschied zu vielen
anderen Unternehmen hat sich die Firma des Dr. Glinz nicht am
Entschädigungsfond der deutschen Wirtschaft und der
Bundesregierung beteiligt, der 1999 / 2000 geschaffen wurde (siehe http://nordhausen-im-ns.de/de/569 vom 12.12.2012).
(2) In einem Brief vom 06.02.2014 der Firma SK & Co GmbH erklärt Herr Dr. Caspar Glinz Folgendes: "Die ganze Entwicklung bedauern wir zutiefst und haben demzufolge angeboten die Straße /Tunnel umzubenennen".
(3) "Die
Industrievertreter [...] hatten volle Möglichkeiten des Einspruchs
in die Angelegenheiten der Arbeitskraft der Häftlinge. Die
Möglichkeit wurde nach Belieben genutzt, wenn die Industrie das
für notwendig hielt." Der verschlissene Mensch aus dem
Konzentrationslager Mittelbau-Dora wurde aber, weil es
preisgünstiger war, gegen einen Lebenden KZ-Sklaven ausgetauscht
(siehe u.g. Listen des ITS).
(3.1) Die Waffen-SS stellte an SK & Co. die Aufgabe,
die Häftlingsforderungen an die SS mit neuem Briefkopf
vorzunehmen, d.h. "Schmidt, Kranz & Co., Nordhäuser
Maschinenfabrik, A.G. Nordhausen Harz".
Nachweis: Internationaler Suchdienst des Roten Kreuzes (ITS)
No. 82081707 1
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No. 82082145 1
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No. 82081798 1
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No. 82081714 1
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No. 82082340 1
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No. 82081947 1
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No. 82081797 1
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No. 82380855 1
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No. 82081947 2
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No. 82081800 1
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No. 82081709 2
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No. 82092152 1
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No. 82082285 1
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No. 82380887 1
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(4) Aussage des Leiters der Dokumentationsstelle
KZ-Mittelbau-Dora in Nordhausen und Leiter der Gedenkstätte
Konzentrationslager Buchenwald, Dr. Wagner: "[...] Unternehmen sind eigenverantwortlich und selbstinitiativ bei der Rekrutierung von KZ-Häftlingen /'.../'' (Sendung des Deutschland Radios am 27.05.2005).
(5) Als die Betten aus dem Tunnel zu den Baracken geholt
wurden, im Frühjahr und im Sommer 1944 wurden Leichen von
Häftlingen, einige im Verwesungszustand, im Wasser unter den
hölzernen Fußbodenbrettern des Häftlingsblocks im
Tunnel gefunden. (Landesarchiv NRW Rep.299/555 "B-2" /R42, 58, 125,
420, 421; P-Ex 23).
(6)Auf der Karteikarte, Reichblatt Nr. 070332/004 wird
Ernst Hoffmann als Geschäftsführer und Direktor
Wehrwirtschaftsführer, Betriebsdirektor der Firma Schmidt, Kranz
& Co. Nordhausen genannt. Der unter der Verantwortung des Herrn Dr.
Ing. Hans Karl Glinz stehende Ing. Ernst Hoffmann,
Standartenführer der SS, war am 22.06.1935 SS-Rottenführer
mit der SS-Nr. 220190, NSDAP Nr. 952250 (Bundesarchiv Berlin R3/2007;
Ehemalige BDC jetzt Bundesarchiv Berlin, NSDAP Gaukarte).
(7) Die Glinzsche Firma SK & Co. GmbH stellte auch Teile für das "Vergeltungs-waffenprogramm" des Führers her.
Der Stollenvortrieb, wo es die meisten Menschenverluste
gab, war nicht die einzige Einnahmequelle der SK & Co. Auch an der
ersten steuerbaren Flüssigkeitsrakete A4 wurde verdient.
(8) In einem Brief des Dr. Caspar Glinz (Sohn des Dr. Ing. Hans Karl Glinz) an dradio.de schrieb er: "Wir wissen heute nicht, was die Firma SK & Co geliefert hat"
(Aussage bezieht sich auf vor 1945). Zu einem Interview war Dr. Caspar
Glinz nicht bereit, (siehe Sendung des Deutschland Radios vom
27.06.2005)
(9) Zur Person Dr. Caspar Glinz gibt der Autor folgendes zu bedenken:
- Dr. Caspar Glinz vermeldet, dass sein Vater, Dr.
Ing. Hans Karl Glinz 1952 die SK & Co gegeründet haben will
(Sendung des Deutschland Radios vom 27.06.2005)
- Am 28.05.1945 zeichnet Dr. Hans Karl Glinz in Essen
als Bevollmächtigter und Zeichnungsberechtigter für die Firma
Schmidt, Kranz & Co in Erwartung, dass die Ruhrkohle seine SSM 19
999/30 D.R.P. kauft. (Deutsches Bergbaumuseum Bochum, Kennung:
DBM-Boch. 16/542 vom 21.09.1945)
(10) Die erwähnte SSM ist eine Stein Schneide
Maschine, die unter Leitung des Dr. Hans Karl Glinz und SS General Dr.
Ing. Hans Kammler und SS Standartenführer,
Wehrwirtschaftsführer/Betriebsdirektor Ernst Hoffmann der
SK&Co. entwickelt, erprobt und eingesetzt wurde. Diese Maschine
verursachte durch extremen Lärm, Hitze, Staub und Abgase Krankheit
und Tod der KZ Häftlinge. (Nachweis: ITS Bad Arolsen, Protokolle
des Jägerstabes)
(11) Der Autor fühlt sich zutiefst beleidigt, weil
Dr. Caspar Glinz, ihm in einem Brief vom 06.02.2014 hat wissen lassen,
dass sein Vater Dr. Ing. Hans Karl Glinz nie unter SS-General Dr. Ing.
Hans Kammler im Kohnstein, KZ Mittelbau-Dora wissenschaftlich /
technische Erfahrungen hat sammeln können, da Dr. H. K.'Glinz im
zweiten Weltkrieg als Matrose bei der Marine an der Front gedient haben
soll. Laut einer Information der WAST - Deutsche Dienststelle Berlin
ist Dr. H. K. Glinz erst 1944 zur Marine eingezogen worden.
(WAST, Fr. Falkenhagen, 2 Karteikarten zu Dr. Hans Karl Glinz)
(12) Aus dem Buch "Zwangsarbeit im Raketentunnel" von André Selier:
(12.1) Zeuge André Selier, ehemaliger
Häftling im KZ-Mittelbau-Dora nennt zum Oktober 1943, dass im
Tunnél 18000 Personen, davon 2000 Deutsche und weitere 16000
KZ-Häftlinge vegetieren und schuften mussten (S. 66).
(12.2) "[...] im
kleinen Pontel (das ist ein Teich am Lager Ellrich/Juliushütte)
müssen 200jüdische Kinder im kalten Wasser arbeiten. Nach
drei Tagen sind sie tot" (S. 250).
(12.3) Zeuge Selier und Lafond: "Ich
war 8 Monate in Ellrich (zugehörig zum KZ Mittelbau-Dora), ohne
ein einziges Mal zu duschen, ohne Wäsche zu wechseln, ohne mich
auszuziehen. Ich trug 8 Monate dasselbe Hemd. Keine Unterhose, keinen
Pullover, keine Strümpfe, keinen Mantel. Nur Jacke, Stoffhose und
Holzschuhe, die nach einem Monat hinüber waren" (S.260).
(13) Dr. Wagner Autor des Buches über die
Wirkungsstätte des Dr. Hans Karl Glinz im KZ Mittelbau-Dora in
Nordhausen, "Produktion des Todes" kommt ab Seite 362 auf den
Stollenbau/Stollenvortrieb zu sprechen. Er schreibt
- dass Schwerstarbeit bis zur totalen Erschöpfung geleistet wurde
- dass 12 Stunden reine Arbeitszeit normal waren, hinzu
kamen noch bis zu 2 Stunden An- und Abmarschwege, sowie stundenlanges
Stehen zu den Zählappellen und anderen Schikanen
- dass Mangelernährung, Mangel an Kleidung (u.A. keine Schuhe) allgegenwärtig waren
- dass es täglich Misshandlungen durch Zivilisten, Vorarbeiter, SS Wachmannschaften, Kapo, uvm. gab
- Lärm und extremer Staub durch das Bohren und Schneiden am Anhydritstein sorgten für eine hohe Krankenrate
- dass die Menschen vor Ort ganz schnell am Staub und dem Gas, an Augen- und Lungenverletzungen starben
(14) Als Herr über die KZ-Zwangsarbeiter hatte Dr. Ing. Hans Karl Glinz folgende Umsatzleistungen zu verzeichnen:
1933: 337000 Reichsmark – 1944: 24,47 Millionen Reichsmark
In diesem Zeitraum waren folgende Beschäftigungszahlen zu erkennen:
1936 - 200 Personen
1944 - 1739 Personen (bei einer Nachprüfung
bezüglich des 15. Februar 1944 beschäftigte die Firma des Dr.
H. K. Glinz 514 KZ-Häftlinge. Die KZ-Häftlinge der
Stollenbaugesellschaft sind bei dieser Überprüfung nicht mit
berücksichtigt worden.
(Nachweis: Buch des Historikers Frank Baranowski
„Rüstungsproduktion 1929-1945 in der Mitte
Deutschlands“, Seite 350f)
(15) Der Bericht des National Archiv Washington, M-1079,
Roll II Bl.541f enthält ein Schreiben des SS Angehörigen
Erich Scholz, Leiter der Baubrigade IV, an den SS Führungsstab, in
dem es heißt:
"[...] Einsatz [...]
Führungspersonal [...] könnte vieles gemeistert werden [...]
Es scheint aber überwiegend die Auffassung zu bestehen, dass man
von den Häftlingen wohl die Leistung eines Arbeiters fordern
dürfe, es aber an der Versorgung und Fürsorge fehlen lassen
könne"
Diese Kritik traf objektiv die Unternehmen.
(16) Die Firma des Dr. Hans Karl Glinz zahlte für
ihre von der SS abgeforderten KZ Zwangsarbeiter 4,00 Reichsmark (RM)
für einen Hilfsarbeiter und 6,00 RM für einen Facharbeiter
pro Tag an das Wirtschaftsverwaltungshauptamt der SS. (siehe Dokument
des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes Nr. 8208194
(1.5.0/0052/0330))
(17) Ein Industriebetrieb gab also den Auftrag zur
Stellung von KZ-Häftlingen. Da dieses Verfahren für alle
Baumaßnahmen gleich war, ist erwiesen, dass die Firma des Dr.
Glinz nicht gezwungen wurde, KZ-Häftlinge zu beschäftigen
(siehe Schrift des Präsidiums der WN, Frankfurt/Main, Heft
13/1970).
(18) Im Bericht des Zeugen Ludwig Leineweber steht: "[...]
die Suche nach vermissten Häftlingen hatte meist den Erfolg, dass
diese in irgendeinem Versteck tot aufgefunden wurden. Fest steht, dass
viele Häftlingsleichen, als es drunter und drüber ging, im
Stollen mit einzementiert wurden" (siehe Friedrich Kochheim "Bilanz", Seite 99 und ein nichtöffentliches Dokument der BStU Berlin von Dr. Wagner).
(19) Aus "[...] Lebensbedingungen Dora" des Zeugen Hein Wincenty:
Alle Arbeiten wurden von einer Reihe von Firmen durchgeführt, die Häftlinge beschäftigten (S. 14). Die
SK & Co. GmbH Nordhausen war der größte
Rüstungsbetrieb in Nordhausen. Sie beschäftigte über
1400 Menschen, davon 480 Zivilarbeiter und 920 KZ-Häftlinge und
Zwangsarbeiten
In der Zeit von August 1943 - Mai 1944 gingen 60% der Häftlinge im Stollenbau zu Grunde (S.36).
Die SS-Männer prügelten, ebenso wie die Zivilarbeiter, des Öfteren auf die Häftlinge ein (S. 37).
(20) Seit dem Frühjahr 1940 steht eine weitere
Steinschneidemaschine (SSM D.R.P. 19 999/30) der SK & Co. im
Bergwerk Volkenroda bei Makenroda in Betrieb. -
Die Maschinenfabrik Schmidt, Kranz & Co. ist
Eigentümerin der Maschine und führt Auffahrarbeiten als
Unternehmerfirma durch. Nach Wehrwirtschaftsführer und
Betriebsleiter Herrn Ernst Hoffmann bestehen keine Maschinentechnische
Schwierigkeiten. (Kabinen gegen Steinstaublunge sollten noch geschaffen
werden, kamen aber von 1943 bis 1944 nicht zum Einsatz, sodass
KZ-Häftlinge an Lungenkrankheiten starben) Nachweis: Besprechung
Einsatz der SSM in der Ruhrkohle, Bismarkstr. 41 in Essen. Montan.Dok
BBA 07016005201
(21) SS-Standartenführer Ernst Hoffmann, geb.
28.08.1901 in Zeitz, war dem Dr. Glinz als Wehrwirtschaftsführer
und Betriebsdirektor der SK & Co. unterstellt. Er wird in der
US-Liste für die "Dora" SS unter der Nr. 717 geführt. Der
Wehrwirtschaftsführer der SS hatte 1000 - 4000 Menschen zu
beaufsichtigen. Dr. Ing. Hans Karl Glinz war laut Treuhandverwaltung an
der Schmidt, Kranz & Co., an der NORMAG und an der
Stollenbaugesellschaft beteiligt, (siehe ThHStA-Weimar Bef. 124 und 126
Nr. 5637, Bl.5r; Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaft
1943/44, Seite 5024; La-NRW Rep. 299/555/672)
(22) Die Judentaufe in Stempeda
Zu den am meisten gefürchteten Arbeitskommandos
gehörte der Stollenausbau für das Verlagerungsvorhaben B4 in
Stempeda. Besonders jüdische Häftlinge hatten hier unter
Misshandlungen der Wachposten, Kapos und der Zivilarbeiter zu leiden.
Sie starben an Verletzungen durch Prügel. Im Winter 1944/45
trieben SS-Angehörige und Zivilarbeiter jüdische
Häftlinge in das eiskalte Wasser eines Tümpels vor den
Stolleneingängen in Stempeda. Die SS bezeichnete diesen Vorgang
als "jüdische Taufe". Es sollen bis zu 170 Menschen an dieser
"jüdischen Taufe" gestorben sein. Auch beim Arbeitsprozess wurde
getötet. Juden wurden einfach erschlagen oder vor schwer beladene
Loren geworfen und überrollt, (siehe NAW, M-1079, Roll 6, S. 489.
Aussage: B. Seidel und J. Hersch, ZSL, 429 AR-Z192/72 Bl. 88f. und Bl.
39f)
(23) Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Dr.
Jens-Christian Wagner, schreibt in einer Email vom 09.04.2013, 11:15 an
den Autor folgenden Text:
"Meines Erachtens hat ein
Unternehmer, der während der NS-Zeit KZ-Häftlinge als
Zwangsarbeiter einsetzte und sich nach 1945 einer kritischen
Auseinandersetzung mit diesem Thema entzog, eine mit der
Straßenbenennung verbundene Ehrung nicht verdient."
(24) "Wir werden die
Gespenster einer vergangenen Weltsein und ich habe Angst, dass keiner
daran erinnert werden will was geschehen ist." Zeuge Coen Rood
war jüdischer Häftling im Autobahntunnel in Leonberg nach der
Befreiung durch die US- Armee ging es nach Palästina und wurde
später Kapitän auf einem Schiff der israelischen
Streitkräfte. (Siehe "Wenn ich nicht erzählen kann, muss ich
weinen" von Coen Rood)
(25) Heinrich Ellinghaus
"Heinrich Ellinghaus
war schon vor 1933 in Langenberg gegen die Nazis aktiv. Nach dem Krieg
war er BR-Vorsitzender bei Kupfer & Messing in Nierenhof und
leitete den Wiederaufbau der Gewerkschaften in der Senderstadt. Er war
lange Zeit hauptamtlicher Vorsitzender des DGB des Kreis Mettmann. In
Langenberg war er für die SPD im Stadtrat und zweimal
Bürgermeister. Heinrich Ellinghaus hat viel für die
Arbeitnehmer und die Langenberger Bürger geleistet. Deshalb
hält DIE LINKE ihn für die Namensgebung für eine
Straße oder einen Platz hervorragend geeignet, am besten für
die Straße durch den Tunnel." Rainer Köster, DIE LINKE- Kreistagsabgeordneter, Velbert
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