Heartfield: "Millionen stehen hinter Hitler"

Rallye „Spurensuche Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“

Ein Projekt der VVN/BdA NRW

 

25.02.2014

"Qualität und die Herstellung der Schuhe verbessert"

Salamander und die „Schuhprüfstrecke“ im KZ Sachsenhausen

Seit April 2009 gehört die Marke Salamander zur Klauser-Gruppe aus Wuppertal. Die VVN-BdA Wuppertal enthüllte eine Vorgeschichte der Marke, die auf ein besonders grausames Verbrechen der Wirtschaft hinweist. Sie fordert die Klausner-Gruppe auf, an der Aufklärung des Verbrechens mitzuwirken.

Im Juni 1940 wird im KZ Sachsenhausen auf Initiative der bekannten und großen Schuhfirma Salamander zur systematischen Prüfung von Schuhen - für den im wesentlichen zivilen Gebrauch - eine sogenannte Schuhprüfstrecke eingerichtet. Das Unternehmen aus Kornwestheim nahe Stuttgart lässt auf dem KZ-Gelände einen Rundweg errichten, der mit den unterschiedlichsten Straßenbelägen versehen wird. Über 100 KZ-Häftlinge müssen von 6 Uhr morgens bis 17 Uhr auf dieser Strecke in Marschgeschwindigkeit eine Distanz von bis zu 45 Kilometer laufen, ab 1943 müssen die Häftlinge zusätzlich 10 bis 15 Kilo schwere Säcke tragen.

Dabei werden die Häftlinge gezwungen barfuß zu kleine oder zu große Schuhe zu tragen. Die Schuhe werden fortlaufend auf Abrieb und Verschleiß untersucht. Die Ergebnisse werden an Ausschüsse der Schuhindustrie und die beteiligten Firmen weitergeleitet. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wird die  "Qualität und die Herstellung der Schuhe verbessert". Die Leitung der Schuhprüfstrecke geht 1943 in die Hände der beteiligten Unternehmen über, es sind Besuche von Managern der Schuhindustrie in Sachsenhausen belegt.  

Viele der Häftlinge, die dauerhaft dem sogenannten Schuhläuferkommando unterstellt sind, sterben unter grauenvollen Qualen während des Laufens oder an den unmittelbaren Folgen, nur wenige überleben diese Folter länger als einige Tage. Zusammenbrechende und erschöpfte Häftlinge werden von den Wachmannschaften erschlagen oder auf andere Weise ermordet. Eine nicht bekannte Zahl von Häftlingen verliert zwischen 1940 und 1945 für die Schuhindustrie ihr Leben. Nach der Befreiung 1945 vertuschen Firmen wie Salamander ihre Rolle bei der Errichtung und der Leitung der Schuhprüfstrecke.  

Das durch Folter und Mord gewonnene technische Wissen geht von den beteiligten Wissenschaftlern in die Schuhproduktion und in die Fach- und Lehrbücher ein und wird so ein Motor des sogenannten westdeutschen Wirtschaftswunders . So erhält Ernst Sigle, Aufsichtsratsvorsitzender bei Salamander und einer der Hauptverantwortlichen für die Schuhprüfstrecke 1952 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.  

Die Opfer dieses Verbrechens der Wirtschaft verdienen Gerechtigkeit, wir werden niemals vergessen, und dafür setzen wir uns auch in Wuppertal ein.

Wir möchten an die Verantwortlichen der Klauser-Gruppe appellieren, die Initiative zur Aufklärung über die grausamen Verbrechen von Salamander auf der Schuhprüfstrecke im KZ Sachsenhausen zu ergreifen.

Die Toten mahnen uns!