28.05.2013 Millionäre
standen hinter ihm – Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945 Zwangsarbeit: Opfer und
Profiteure „Neben das Gedenken an die Opfer
wollen wir die Erinnerung an die Täter und die Profiteure von
Mord, Krieg und Sklavenarbeit stellen“. So fasste Ulli
Sander, Bundessprecher der VVN-BdA und Herausgeber des Buches
„Von Arisierung bis Zwangsarbeit – Verbrecher der
Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933-1945“, das
kürzlich im Kölner Papyrossa-Verlag erschienen ist,
sein Anliegen in einer Veranstaltung im Kölner DGB-Haus
zusammen. Zu dem Vortrag unter dem Titel „Millionäre
standen hinter ihm – Verbrechen der Wirtschaft
1933-1945“ hatten das Jugendbündnis „Keine
Stimme für Nazis“, in dem u.a. die
Gewerkschaftsjugend, der Kölner Jugendring und die Falken
mitarbeiten, und die Kölner VVN-BdA eingeladen und gut 40
Besucher_innen, davon ein großer Teil junge Menschen, waren
gekommen um Sander und Angelika Lehndorff-Felsko (Projektgruppe
Messelager) zu hören. Im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit stand das Thema Zwangsarbeit und zögerliche und
weite Betroffenenkreise ausschließende
Entschädigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland.
Erschütternd waren allein die Dimensionen der Versklavung: Von
1939 bis zur Befreiung am 8. Mai 1945 gab es zwischen 15 und 20
Millionen Menschen, die in allen Bereichen der Wirtschaft schlecht oder
gar nicht entlohnte Arbeit leisten mussten. Im Jahr 1944 machten die
Zwangsarbeiter_innen 25% bis 33% aller Arbeitskräfte in
Deutschland aus – ohne sie wären Industrie und
Landwirtschaft zusammengebrochen. Von den billigen
Arbeitssklaven, deren „Lohn“ in den meisten
Fällen an die SS gezahlt wurde, profitierten in
großem Maß die gleichen Kräfte, die mit
ihrer finanziellen und politischen Unterstützung mit
dafür gesorgt hatten, dass die politische Macht am 30. Januar
1933 an die Nazipartei übergeben wurde. Bestraft für
Ihre Verbrechen wurden die wenigsten Verantwortlichen aus den Reihen
der Schwer- und Chemieindustrie sowie des Bankkapitals. Im Gegenteil:
Nicht wenige derer, die für schwerste
Menschenrechtsverletzungen und millionenfaches Elend verantwortlich
waren (beispielweise Friedrich Flick und Hermann-Josef Abs), gelangten
zu Beginn der fünfziger Jahre wieder an die Schalthebel der
wirtschaftlichen Macht und waren erfolgreicher denn je. Ulli Sander
wies darauf hin, dass hinter dem Sponsor von Borussia Dortmund, dem
Evonik-Konzern, sich u.a. die Firma Degussa, die mit dem Zahngold in
den Vernichtungslagern ermordeter Menschen handelte, verbirgt. Angelika
Lehndorff-Felsko schilderte am Ende des Abends ein Verbrechen, dass
sich vor unserer Haustür zugetragen hatte: In
Köln-Ossendorf wurden 1943 zwei junge Zwangsarbeiter
öffentlich ermordet, denen
„Rassenschande“, also eine Liebesbeziehung mit
deutschen Frauen vorgeworfen wurde. Für diese beiden Opfer des
Naziterrors soll am Ort ihrer Hinrichtung, dem Park hinter der Schule
in der Wilhelm-Schreiber-Straße, im September ein Gedenkstein
errichtet werden. Bei der Sammlung für dieses Projekt
rückte die finanzielle Realisierung wieder ein Stück
näher. Nicht nur deshalb, sondern vor allem, weil
über ein meist verschwiegenes Stück deutscher
(Wirtschafts-) Geschichte informiert wurde, waren Veranstalter_innen,
Referent_innen und Besucher_innen mehr als zufrieden mit dem Verlauf
des Abends. (tri) Die Veranstaltung fand am Montag, den 8. April 2013, um 19.00 Uhr im DGB-Haus in Köln statt. http://koeln-bonn.dgb.de/-/Jxl |