30.09.2011 Gelsenkirchen:
"...Kirdorf
hat doch soviel für uns getan!" (O-Ton eines
bekannten Gelsenkirchener Heimatforschers im Jahre 2007) Von
dem, was Kirdorf wirklich für uns getan hat... Es
ist richtig, dass Kirdorf am 1. April 1933 bereits 86 Jahre alt war und
seine "Leistungen für die Industrie im Ruhrgebiet... eindeutig
vor der NS-Zeit" liegen, aber es ist falsch, so zu tun, als sei in den
11 Jahren bis zum Ableben Kirdorfs in Deutschland nichts schlimmes
passiert, mit dem Kirdorf nichts zu tun gehabt hätte und es
ist fast schon fatal, die Verantwortung Kirdorfs am Aufstieg Hitlers
und der Machtergreifung 1933 mit Verweis auf seine Leistungen
für Industrie und Bergbau unter den Teppich zu kehren. 
Bild: Emil Kirdorf Emil
Kirdorf war ein überzeugter Antisemit und Nazi, dessen
Engagement und Freundschaft zu Hitler auf der einen, und dessen
Kontakte zur Industrie auf der anderen Seite letztendlich dazu
beitrugen, die Nazis an die Macht zu bringen und zwar mit allen
Konsequenzen: Abschaffung der Demokratie, Errichtung einer
Terrorherrschaft, Schaffung neuen Lebensraums im Osten, Vernichtung von
Juden, Ausländern und Randgruppen, Zwangsarbeit, Sklaverei,
Krieg... Ehrenbürger
Gelsenkirchens: Emil
Kirdorf Gelsenkirchen hatte mehrere Nazis
als Ehrenbürger: Adolf Hitler, diverse Gauleiter und eben Emil
Kirdorf. Nach 1945 wollte niemand mehr in Deutschland was mit den Nazis
zu tun haben oder zu tun gehabt haben. Hitlerplätze und
Hitlerstrassen wurden wieder umbenannt, Hakenkreuze und
Führerbüsten wurden vom Sockel gekippt, die Bilder
des Diktators abgehängt. "Mein Kampf", von dem man sagt, dass
es der "ungelesenste" Bestseller der damaligen Zeit war, verschwand
irgendwo tief in den Schubladen oder wurde auf den Müll
geworfen. Durch einen Stadtverordnetenbeschlussvon 1945 sind auch die
an Nationalsozialisten verliehenen Ehrenbürgerschaften schnell
wieder aberkannt worden. Nur Emil Kirdorf wurde die
Ehrenbürgerschaft nicht aberkannt. Wie
die politisch Verantwortlichen der Stadt Gelsenkirchen im Jahr 2000 mit
dem Thema "Natuionalsozialismus" umgehen, konnte man zum
125jährigen Jubiläum der Stadt im Hans-Sachs-Haus
sehen. Auf einer seit Jahrzehnten öffentlich
zugänglichen Tafel mit den Namen der Gelsenkirchener
Ehrenbürger ist auch der Ehrenbürger Emil Kirdorf
aufgeführt. Wenn ich also richtig rechne: 1875 wurden
Gelsenkirchen die Stadtrechte verliehen, dann war 2000 das
125-jährige. Die Ehrenbürgerschaft wurde Kirdorf
durch Ratsbeschluß bereits am 8. September 1989 (!)
aberkannt. Elf Jahre später wurde dann diese Tafel entfernt. 
Bild: Gedenktafel Heute
erinnert im öffentlichen Raum der Stadt Gelsenkirchen noch
immer die "Sachsenwaldeiche" und eine Gedenktafel im Rheinelbe-Park an
den Antisemiten und Nazi Emil Kirdorf, den größten
Geldgeber Adolf Hitlers. Nach dem zweiten
Weltkrieg wurde es dann still, auch um Kirdorf. Er konnte weder wie
Fritz Thyssen eine Rechtfertigung über seine
Mittäterschaft in Form eines Buches "I paid Hitler" verfassen,
noch konnte ihm, wie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Hugenberg
u.a., vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal der Prozess
gemacht werden, denn er war bereits seit dem 13. Juli 1938 tot. Das
Ruhrgebiet war nach 1945 der treibende Motor, nicht nur in
Nachkriegsdeutschland, sondern für ganz Europa. Es war erstmal
wichtiger die Kohle aus der Erde zu holen und die Wirtschaft
anzukurbeln, als sich mit der Verantwortung des Schlotbarons Kirdorf
beim Aufstieg der Nationalsozialisten zu beschäftigen. Wer aus
der Zeit vor 45 Dreck am Stecken hatte, besorgte sich über
Bekannte Urkunden oder Zeugenaussagen, um sich mit den so genannten
Persilscheinen den letzten brauen Dreck abzuwischen und eine saubere
Weste nachzuweisen. Man schwieg und hielt die Klappe.
Zauberwörter waren nicht mehr "Weltherrschaft" oder "Endsieg",
sondern Wiederaufbau und Wirtschaftswunder und das Motto war: Schaffe,
schaffe, Häusle baue. Die NS-Zeit war das große
Tabuthema in den 50ern, welches erst 20 Jahre später durch die
APO wieder auf den Tisch, oder besser auf die deutschen Strasse kam... Etwa
zeitgleich 1968 tauchte ein Schriftstück auf mit dem Titel
"Der Weg zum Wiederaufstieg", welches die historischen Forschungen
über Kirdorf langsam in Gang bringen sollte. Der erste
Historiker, der sich damit beschäftigte, war der Amerikaner
Henry Ashby Turner. Es handelt sich bei der Schrift um ein 22 Seiten
starkes Pamphlet, welches im Verlag Hugo Bruckmann, München,
gedruckt wurde - mit "Mein Kampf 1 und 2" wahrscheinlich die einzigen
Schriftstücke von Hitler, die zu seinen Lebzeiten in
Massendruck gegangen sind. Die Brisanz dieses Schriftstückes
liegt darin, dass es zwar von Hitler verfasst aber auf Initiative
Kirdorfs geschrieben, von diesem finanziert und auch von ihm selbst an
seine Freunde und Bekannten aus der Großindustrie verteilt
wurde, um Hitler und seiner am wirtschaftlichen Limit lebenden Partei
den nötigen finanziellen Background zu besorgen, bis diese
1933 endlich die Macht an sich reißen konnten. Kirdorf hatte
sich Ende der 20er aus der aktiven Gestaltung von GBAG und des
Kohlensyndikates zurückgezogen und seine Freundschaft zu Adolf
Hitler begann im stolzen Alter von 80 Jahren, trotzdem darf man nicht
glauben, der Mann sei damals alt und senil gewesen und lediglich von
Hitler überrannt und benutzt worden. Die
Initialzündung der Freundschaft dieser beiden Männer
ging nämlich von Kirdorf aus. Gehen
wir also zurück ins Jahr 1927 und schauen etwas genauer hin:
Kirdorf wurde bei einer Veranstaltung der NSDAP in Essen 1927 auf
Hitler aufmerksam. Er war begeistert von dessen Rede und seinen
Ansichten und ließ über Else Bruckmann, eine
gemeinsame Bekannte und Frau des Unternehmers Hugo Bruckmann, in dessen
Verlag später auch "Der Weg zum Wiederaufstieg" gedruckt
werden sollte, ein Treffen arrangieren. Am 4. Juli 1927 kam es dann zur
ersten persönlichen Begegnung Kirdorfs mit Hitler, bei dem der
Industrielle den Führer der NSDAP bat, seine Gedanken zu
Ökonomie und Unternehmertum niederzuschreiben. Das
Verfassen einer neuen Schrift war nötig, weil Hitler in seinem
1924 verfassten Buch "Mein Kampf" die Enteignung der Industrie
forderte, um die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen. Eine
solche Forderung gegenüber Industriellen wäre
ähnlich contraproduktiv gewesen, wie die Forderung zur
Vernichtung des Judentums, denn nicht jeder Industrielle war wie
Kirdorf ein Antisemit und Judenhasser und bis 1933 war das
"jüdische Kapital" ein ernstzunehmender Faktor innerhalb der
deutschen Wirtschaft. So schimmert der
Antisemitismus in dem Pamphlet auch nur am Rande durch,
nämlich als kurze Bemerkung, das internationale Finanzjudentum
müsse bekämpft werden. Ein paar Worte zum Inhalt
dieser Schrift: Statt Enteignen zu wollen, bekennt sich Hitler
eindeutig zum Privateigentum. Die Arbeiterschaft im Reich soll mit
Hilfe des Sozialismus in die Volksgemeinschaft eingegliedert werden;
Überwindung der Klassengegensätze durch eine so
genannte "Deutsche Einstellung". Darüber hinaus fordert Hitler
in der Broschüre die Schaffung neuen Lebensraums; eine Idee,
deren Ursprung - ähnlich wie der Bau der Autobahn,
fälschlicherweise immer wieder gerne Hitler zugeordnet wird,
deren Wurzeln allerdings in der Weimarer Republik und früher
liegen. Hitlers "Lebensraumprogramm" war damals bereits vorformuliert
und existierte schon vor der Gründung der NSDAP bzw. ihrer
Vorgängerpartei DAP und zwar als Forderung des "Alldeutschen
Verbandes", der - man mag es kaum glauben - neben der Gründung
des Kohlesyndikats auch eine Gründung des Emil Kirdorfs
zusammen mit Hugenberg und anderen Verbrechern ist. Das war am
28.September 1890, knapp 43 Jahre vor der Machtergreifung der Nazis,
als Emil Kirdorf noch aktiv die Geschicke des Bergbaus und der
Ruhrindustrie lenkte. Die Finanzierung des
"Wegs zum Wiederaufstieg" übernahm Kirdorf genauso
selbstverständlich wie den Vertrieb unter Freunden, Bekannten
und einflussreichen finanzstarken Industriellen. Geld war für
die NSDAP damals bitter nötig, denn 1923 hatte Hitler
geputscht, die Partei musste aufgelöst werden und das
Parteivermögen wurde beschlagnahmt. Hitler wurde in Landshut
inhaftiert, wurde allerdings vorzeitig aus dem Gefängnis
entlassen. 1925 gründete sich die NSDAP neu. Wenn man sich
überlegt, mit welchem Aufwand sich die Partei schon vor der
Machtergreifung 1933 mit Aufmärschen und Fackelzügen
effektiv in Szene setze, wenn man bedenkt, dass die SA aufgebaut,
ausgebildet, mit Uniformen und Waffen versorgt und ernährt
werden musste, wird man sich vorstellen können, dass die
Parteikassen ständig leer waren und die NSDAP permanent Geld
brauchte. Alleine die privaten Aufwendungen Emil Kirdorfs für
Hitler belaufen sich auf über 100.000 Reichsmark. 
Bild: Fritz Thyssen Weitaus
größere Finanzspritzen gab es von den Leuten der
Deutschen Industrie, bei denen Kirdorf für Hitler die
Türe öffnete, allen voran Fritz Thyssen.
Höhepunkt dieser Sponsorensuche war das legendäre
Treffen am 26. Januar 1932 mit den führenden Köpfen
der Deutschen Wirtschaft im Industrieclub Düsseldorf, ein
gutes Jahr vor den Reichstagswahlen, bei denen dann alles anders werden
sollte und für deren Wahlkampf man ungeheure Mengen Geld
brauchte ... Schaut man sich die
gängigen Kurzbiographien über Emil Kirdorf an, egal
ob in gedruckten Lexika oder im Internet, bei Wikipedia, dem deutschen
historischen Museum dhm.de oder auch bei der allseits beliebten
Route-Industriekultur.de, dann wird aus der Nähe Kirdorfs zu
Hitler nie ein Hehl gemacht. Es ist von Freundschaft und
Unterstützung die Rede, aber auf das gefährliche
Gedankengut, die extremen ideologischen Ansätze, welche hinter
der Pioniermaske des Emil Kirdorf stecken, gelangt man gar nicht, oder
nur über Verlinkungen. So entsteht bei
oberflächlicher Betrachtung der Eindruck, dass da nicht viel
gewesen ist. Ein bisschen Reaktionär, ein bisschen Nazi
vielleicht, aber das war ja damals fast jeder, außerdem war
der Mann schon alt und seine eigentlichen Errungenschaften liegen ganz
woanders, nämlich viel früher, im Bergbau und im
Ausbau der Ruhrindustrie, bei GBAG und Kohlesyndikat... romantisch
verklärendes Ruhrblablabla. Ich habe jetzt ein wenig
polemisiert und möchte an dieser Stelle das Forum nutzen,
nicht über die Gründungen von GBAG und
rheinisch-westfälischem Kohlesyndikat zu berichten, sondern
über zwei weitere Gründungen, an denen Emil Kirdorf
entscheidend mitgewirkt hat: 1. Der
Alldeutsche Verband ADV, (auch Allgemeiner Deutscher Verband oder nur:
die Alldeutschen) Auslöser für die
Gründung war die Unterzeichnung des
Sansibar-Helgoland-Vertrages zwischen dem Deutschen Reich und England
am 1. Juli 1890, eine Art Tauschgeschäft. Helgoland
gehörte den Britten, wurde aber in Blick auf die
Rüstungspläne Deutschland - speziell den Aufbau der
Marine - als strategisch wichtige Insel vor den Küsten des
Reiches in der Nordsee immer interessanter, so dass man in einem Deal
die bis dahin deutsche Insel Sansibar gegen die britische Insel
Helgoland tauschte. Dies führte zur Empörung vieler
national gesinnter Köpfe, die die deutschen Kolonialinteressen
nicht zu genüge vertreten sahen. 
Bild:
Alfred Hugenberg Als Reaktion
gründeten Kirdorf, Hugenberg und andere am 28. September 1890
die Alldeutschen, später unbenannt in Alldeutschen Verband.
Man verstand sich als sogenannter "Agitationsverband", der sich zur
Aufgabe machte, finanziell und ideologisch auf die Politik Einfluss zu
nehmen. Kirdorfs Alldeutscher Verband
wünschte sich den Ausbau der Kriegsflotte in Hinblick auf eine
imperialistische Kolonialexpansion. Für das Deutschtum im
Ausland sollte gekämpft werden unter Berücksichtigung
des Rassegedankens und man forderte "die Zusammenfassung aller
deutschen Elemente auf der Erde". Der Alldeutsche Verband entwickelte
sich extrem antisemitisch und vertrat ein Deutschtum auf dem Boden des
Rassegedanken. Weiterhin forderte man immer wieder die
Bekämpfung von Reichsfeinden und Minderheiten. Der Alldeutsche
Verband, ist - im Gegensatz zu den meisten Vereinen und
Verbänden nach 1933 - aufgrund der NSDAP-Nahen Ideologie und
durch Kirdorf als eine seine Gallionsfiguren von den Nazis weder
verboten worden, noch der Gleichschaltung zum Opfer gefallen und
existierte bis 1939, also noch knapp 2 Jahre über den Tod
Kirdorfs hinaus. Übrigens: Die
Gründung der DAP 1919, die sich am 24. Februar 1920 in NSDAP
umbenannte, geht u.a. auf Anton Drexler, einem ehemaligen
Werkzeugschlosser bei den königlich Bayerischen
Staatsbahn-Centralwerkstätte in München,
zurück und zwar auf Initiative seines damaligen Mentors Dr.
Paul Tafel, Direktoriumsmitglied der Maschinenfabrik
Augsburg-Nürnberg und Vorstandsmitglied des Bayerischen
Industriellenverbandes. Aber Tafel war noch mehr, nämlich
Spitzenfunktionär in Kirdorfs Alldeutschen Verband! 2.
Der Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen
Wiederaufbaukräfte Ich möchte noch
auf eine zweite Gründung eingehen, bei der Emil Kirdorf
entscheidend beteiligt war und die für den Aufstieg und die
Machtergreifung der Nazis eine große Rolle gespielt hat und
zwar auf die "Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der
geistigen Wiederaufbaukräfte", einem verborgen arbeitenden
Zirkel von 12 Personen aus der Schwerindustrie. Mit
von der Partie waren: Albert Vögler - späterer
Direktor des Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats, Hermann
Winkhaus - Generaldirektor des Köln-Neuessener
Bergwerkvereins, Franz Heinrich Witthoefft, Aufsichtsratsvorsitzender
der Commerzbank, Freiherr von und zu Löwenstein -
Geschäftsführer des Vereins für die
bergbaulichen Interessen, Eugen Wiskott - sein Stellvertreter und neben
einigen anderen natürlich Emil Kirdorf und Alfred Hugenberg,
der auch schon bei der Gründung der Alldeutschen Hand in Hand
mit Kirdorf arbeitete und der von der jetzt zu gründenden
Vereinigung am stärksten profitieren sollte. Die
Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen
Wiederaufbaukräfte verstand sich als eine Reaktion von Rechts
auf die Novemberrevolution. Durch die
Ereignisse im November begann nämlich der Umwandlungsprozess
des monarchischen Kaiserreiches zur Demokratie der damaligen Weimarer
Republik, derer man mit aller Kraft entgegen wirken wollte. Man wollte
nicht nur die Interessen der Schwerindustrie vertreten, sondern
darüber hinaus einen national gesinnten Presse- und
Propagandaapparat aufbauen. Es entstand der Hugenbergkonzern mit der
Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen
Wiederaufbaukräfte als dessen Dachgesellschaft. Ausgestattet
wurde der Hugenbergkonzern mit 33.329.401 Mark, bereitgestellt von der
Friedrich Krupp AG, der Gelsenkirchener Bergwerks - AG, dem
Zechenverband, der Phoenix AG für Bergbau und
Hüttenbetrieb, der Hugo Stinnes GmbH und dem
Rheinisch-Westfälisches Kohlensyndikat. Mit dieser ungeheuren
Summe baute Alfred Hugenberg, von 1909 bis 1918 Vorsitzender des
Direktoriums des Finanzwesens der Firma Krupp, ein Medienimperium auf,
das zu dieser Zeit seines gleichen sucht. Hugenberg, Mitglied der
rechtsnationalen DNVP gilt als Anhänger des so genannten
Pangermanismus (einer ethnisch begründeten Bewegung) und des
Germanisierungsgedankens, der vorsah, die außerhalb des
Reiches lebenden Deutschen in selbiges zu holen, bzw. den
Fremdvölkern den germanischen Gedanken aufzuzwingen oder sie
zu verdrängen und zu beseitigen. 
Bild: Kampffront
Schwarz-Weiß-Rot Das schnell
wachsende Medienimperium kaufte immer mehr Zeitungen und Verlage auf,
mit Vorliebe die des Scherl Konzerns, die seinerzeit die
auflagenstärksten Printmedien im Reich gewesen sind, des
Weiteren die Telegraphenunion, 1927 dann schließlich die Ufa,
die Hugenberg von da an als Aufsichtsratsvorsitzender kontrollierte.
Die anderen 11 Herren der "Wirtschaftsvereinigung zur
Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte", unter
ihnen Emil Kirdorf, blieben stillschweigend im Hintergrund, hatten aber
die Fäden weiter in der Hand. Das
hugenbergsche Medienimperium war das größte in der
Weimarer Republik und eines der effiktivsten Propagandamittel, erst der
DNVP, die sich 1933 mit dem Frontsoldatenbund "Stahlhelm" zur
"Kampffront Schwarz-Weiß-Rot" zusammenschloss,
später auch der NSDAP, alle mit dem Ziel, die Republik
abzuschaffen und eine nationale Diktatur zu errichten. Mit der
Machtübergabe an die Nazis 1933 werden Ufa und die anderen
Medien schließlich dem Propagandaministerium Joseph Goebbels
zur Verfügung gestellt. Emil
Kirdorf hat am 13. Juli 1938 in Mülheim an der Ruhr das
Zeitliche gesegnet. Er war gern gesehener Gast bei Hitler, wurde auf
die Reichsparteitage als Ehrengast geladen und umgekehrt revanchierte
sich Hitler mit Besuchen auf Kirdorfs Streihof in
Mülheim/Ruhr, das letzte mal zu dessen 90. Geburtstag, bei dem
er ihn jedes Mal mit pompösen Fackelzügen ehrte. Auch
bei den Trauerfeiern auf Rheinelbe war er zugegen. Den
zweiten Weltkrieg hat Kirdorf nicht mehr miterlebt, für viele
ein Grund, in der Beziehung zu Hitler eine reine
Männerfreundschaft zu sehen und sich nicht weiter mit dem Nazi
Kirdorf auseinanderzusetzen. Kirdorf selbst hat diesen Krieg immer
gewollt und alles dafür getan, dass er geführt wird,
indem er Hitler und seine Schergen mit den nötigen
finanziellen Mitteln ausstatte und alle Gelegenheiten nutze, ihn bei
der Deutschen Industrie salonfähig zu machen. Die
Stadt Gelsenkirchen hat sich mit Kirdorfs brauner Vergangenheit
auseinandergesetzt und ihm mit Ratsbeschluss vom 8. September 1989
posthum die Ehrenbürgerschaft wieder aberkannt, 44 Jahre nach
Ende des zweiten Weltkrieges. Zu diesem Zeichen kann man nur
gratulieren. Quellenwerke: - Henry
Ashby Turner: Faschismus und Kapitalismus in Deutschland.
Göttingen 1972
- Allgm. Internetrecherche
- Wer
sich eingehender mit der Verstrickung Deutscher Industrieller mit dem
Naziregime beschäftigen möchte, dem empfehle ich
folgendes Buch: Wolfgang Zdral: "Der finanzierte Aufstieg des Adolf
H.", 2002 erschienen bei Ueberreuter.
- Wikipedia
Ein
Beitrag von Johannes Fischer und Andreas Jordan, Juli 2008 Mit
freundlicher Genehmigung von: http://www.gelsenzentrum.de/emil_kirdorf_gelsenkirchen.htm |