12.08.2011
Die Krupps sind keine Vorbilder
Ein Text über die unzureichende
Aufarbeitung der Geschichte
Bei der Aufarbeitung "unserer" Vergangenheit
vermisst man die sprichwörtlich deutsche Gründlichkeit. Ob
Regierung, Ministerien, Parlament, Justiz oder Massenmedien, die
Alleinschuld schiebt man gerne auf Hitler und seine Helfershelfer in
Nazikreisen. Die Drahtzieher der Industrie und der Finanzwelt im
Hintergrund werden geschont, so dass man eher von einer
Gründlichkeit des Vertuschens reden kann. Verständlich, da an der
Macht dieser Klasse im Westen Deutschlands kaum gerüttelt wurde. In
Guido Knopps „Die Deutschen im 20. Jahrhundert“ wird man
vergeblich die Begriffe „Krupp“, „Thyssen“, „Flick“ und
„IG Farben“ im Register suchen. Hierzu ein Nachtrag von Walter
Hilbig.
Hitler war kein Zufall der Geschichte. Er kam auch nicht aus dem
Gully, wie das einmal der Chefredakteur einer westdeutschen Zeitung
schrieb. Die Hitler-Diktatur, wenn der Begriff seine Berechtigung
haben sollte, war die Einheitsfront aus Großkapital, Militarismus
und Nazipartei zur Zerschlagung der organisierten Arbeiterbewegung
und zur Ausplünderung anderer Völker. Nicht erst seit 1933
interessierten sich große Konzerne für Hitler. Sie versprachen
sich von seiner Nazipartei die Verwirklichung ihrer Pläne für eine
Neuordnung Europas und lukrative Rüstungsgeschäfte. Die
anfängliche Zurückhaltung einiger Industrieller bezog sich
lediglich auf die mangelnde Kompetenz und Fähigkeit des Gefreiten
des 1. Weltkrieges. Aber die Bedenken waren schnell zerstreut.
Unzureichende Aufarbeitung der Geschichte
Die Naziideologie enthält so gut wie keine konzeptionellen
Gedanken, die nicht schon vorher in konservativen und
deutschnationalen Ideologien der bürgerlichen Rechtsparteien
enthalten gewesen wären. Rassismus, Antisemitismus, Antikommunismus
gab es schon vorher. Mit Rosenbergs „Neuordnung des Ostraumes“
und Hitlers „Lebensraum im Osten“ sollte ein uralter Traum der
Herrschenden in Deutschland verwirklicht werden. Dazu gehörte
unbedingt die Vernichtung von Millionen „Untermenschen“ durch
die „Herrenrasse“.
Die Krupps waren keine Demokraten
Ob Kaiser-Wilhelm-Monarchie oder Hitler-Diktatur, die Krupps
waren Förderer und Nutznießer und mitverantwortlich am Massenmord
zweier Weltkriege. Inzwischen sind vielen Deutschen die Begriffe „Holocaust“
und „Auschwitz“ vertraut. Aber Auschwitz war nur durch Krieg
möglich, d. h. der Weg nach Auschwitz musste erst durch die
Naziwehrmacht mit Kruppschen Waffen freigeschossen werden, damit der
Großkonzern seine Zünder-Fabrik von Häftlingen bauen und mit „Vernichtung
durch Arbeit“ bedienen konnte. Das „Personenlexikon zum Dritten
Reich“ von Ernst Klee schreibt über die letzten Krupps:
Krupp von Bohlen und Halbach, Gustav, Wehrwirtschaftsführer,
*7.8.1870 Den Haag als Sohn des badischen Ministerpräsidenten
Halbach. Legationsrat. 1906 Heirat der Alleinerbin der Friedrich
Krupp AG, Bertha Krupp, seitdem Träger des Namens Krupp. Ab 1909
Leiter des Unternehmens. Förderer der Rassenhygiene, der
Kaiser-Wilhelm-Institute für Hirnforschung und für Psychiatrie.
1911 (bis 1937) Vizepräsident Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG),
Senator KWG. 1931 (bis 1934) Vorsitzender des Reichsverbands der
Deutschen Industrie. Mai 1933 Aufruf zur Adolf-Hitler-Spende der
deutschen Wirtschaft (Weiß). 1934 in der Zeitschrift der Akademie
für Deutsches Recht als Führer des Reichsstandes der Deutschen
Industrie Mitunterzeichner eines Aufrufs (faks. Abdruck Poliakov,
Diener): Ȇber dem Leben der Nation und seinen immer wechselnden
Erscheinungsformen steht das Recht, das geboren aus Rasse und
Seele des Volkes, ewige Bindung der Nation an die ihr eigenen
Werte bedeutet« Im Generalrat der Wirtschaft (Führerlexikon).
1940 von der Deutschen Arbeitsfront als Nationalsozialistischer
Musterbetrieb ausgezeichnet. Der Taschenbrockhaus: »Nach der
nationalsozialistischen Revolution wurden die Kruppwerke wieder
die Waffenschmiede des Reiches. In Würdigung seiner Verdienste um
die wirtschaftlichen und sozialen Leistungen seines Betriebes und
um die Rüstung der deutschen Wehrmacht wurde K. v. B. u. H. vom
Führer zum 70. Geburtstag im August 1940 mit dem Goldenen
Ehrenzeichen der NSDAP, dem Adlerschild des Deutschen Reiches
[höchster Wissenschaftspreis] und dem Kriegsverdienstkreuz 1.
Klasse ausgezeichnet und als erster deutscher Betriebsführer zum
Pionier der Arbeit ernannt.«, (Goebbels am 8. 8. 1940 im
Tagebuch: »Eine reiche Ehrung. die er sich aber wohlverdient
hat.« Angeklagt im Nürnberger Prozess gegen die
Hauptkriegsverbrecher. wegen (tatsächlich) schwerer Erkrankung
außer Verfolgung gesetzt. †16.1.1950 in seinem Jagdhaus in
Blühnbach bei Salzburg.[Ernst Klee: Das Personenlexikon zum
Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945?, S. Fischer Verlag
GmbH, Frankfurt am Main 2003 ISBN 3-10-039300-0]
und weiter
Krupp von Bohlen und Halbach, Alfried, Wehrwirtschaftsführer,
* 13.8.1907 Villa Hügel bei Essen. Ältester Sohn von Gustav
Krupp. 1931 Förderndes Mitglied SS. 1935 NS-Fliegerkorps,
Standartenführer (Gall, S. 464). 1936 Vorstandsmitglied, 1938
Mitglied des Direktoriums, Leiter der Rüstungsabteilung, 1938
NSDAP. 1941 Mitbegründer der Reichsvereinigung Kohle (Weiß).
1942 in Speers Rüstungsrat und stellv. Vorsitzender der
Reichsvereinigung Eisen. April 1943 Alleininhaber des Vorsitzes
des Direktoriums. Dezember 1943 Alleininhaber des Krupp-Imperiums.
Am 31.7.1948 im Krupp-Prozeß wegen Ausbeutung von Zwangsarbeitern
sowie Plünderung von Wirtschaftsgütern in besetzten Gebieten zu
12 Jahren Haft verurteilt. Entlassung Landsberg 1. 2.1951 mit
feierlicher Erklärung, nie wieder Waffen zu produzieren.
Eidesstattliche Erklärung zum Prozess (zit. n. Poliakov, Juden):
»Als ich über die antijüdische Politik der Nazis befragt wurde
und was ich davon wüsste, sagte ich, dass ich nichts von der
Ausrottung der Juden gewusst habe und weiterhin dass: ‚Wenn man
ein gutes Pferd kauft, muss man ein paar Mängel hinnehmen‘«
1955 Firmenleitung, 1963 Senator MaxPlanck-Gesellschaft. †30.7.1967
Essen. Lit.: Gall. [Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten
Reich Wer war was vor und nach 1945?, S. Fischer Verlag GmbH,
Frankfurt am Main 2003 ISBN 3-10-039300-0]
Der gesamte Text hier als Download (pdf):
http://essen.vvn-bda.de/common/download.php?/artikel/2011/20110117_1_die_krupps_sind_keine_vorbilder.pdf
Siehe auch:
Krupp - Die blutige Spur der Dynastie
Mit der vorliegenden Zusammenstellung in dieser Broschüre soll der
Versuch unternommen werden, mit einigen Fakten den Mythos um Krupp zu
entschleiern und die blutgetränkten „Spuren der
Dynastie“, die sich nahtlos durch ihre Geschichte bis in die
Gegenwart ziehen, zu verdeutlichen.
http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/krupp.pdf
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