Heartfield: "Millionen stehen hinter Hitler"

Rallye „Spurensuche Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“

Ein Projekt der VVN/BdA NRW

 

30.04.09

„Die Nazis und ihr Geld – damals und heute“

Spannende Diskussionsveranstaltung in Mülheim/Ruhr 

Am 10. März fand in Mülheim an der Ruhr innerhalb der VVN-BdA-Veranstaltungsreihe „Neofaschismus in der BRD“ eine Diskussion zum Thema „Die Nazis und ihr Geld – Historische und aktuelle Aspekte“ statt. Eingeladen hatte Helmut Herrmann, Vorsitzender der VVN-BdA / KV Mülheim. Referent war Wolfgang Dominik, u. a. ehemaliger Lehrbeauftragter an der Uni Dortmund und Mitglied der VVN-BdA.

Wolfgang Dominik stellte zu Beginn seines Vortrags fest, dass man heute in der kritischen Geschichtswissenschaft die Personen aus den Top-Etagen des deutschen und internationalen Großkapitals sehr genau kenne, die den Zugang der NSDAP zur politischen Macht mit sehr viel Geld erst ermöglichten: Bereits 1927 begann die Unterstützung Hitlers durch Emil Kirdorf, einem der wichtigsten Ruhrindustriellen. Im Januar 1928 wurde die „Ruhrlade“ als informeller und höchst exklusiver Zirkel von Paul Reusch gegründet, dessen Mitglieder in vielen Vorständen und Aufsichtsräten der rheinischen Schwerindustrie saßen. Krupp, Klöckner, Reusch, Fickler, Winkhaus, Vögler, Poensgen, Springorum, Thyssen und Haniel gehörten dazu. Friedrich Flick könne man als Sympathisanten bezeichnen. Man traf sich in geselliger Runde und organisierte Spenden in Höhe von jährlich bis zu 1,5 Millionen Reichsmark für bürgerliche und rechte Parteien.

Auch wisse man, dass diese deutschen „Eliten“ ganz bestimmte Wünsche mit ihren Geschenken verbanden: Eine Beschränkung aller sozialen Ausgaben, innerbetriebliche Tarifverträge, die Verringerung der Arbeitslosenunterstützung und ein gezielter Kampf gegen die Gewerkschaften sowie gegen den Marxismus zählten hierzu. Das politische Programm der „Ruhrlade“ hatte viele Gemeinsamkeiten mit demjenigen Hitlers. So flossen ab 1931 regelmäßig Spenden der „Ruhrlade“ an einzelne Nazis, – diese Spenden standen letztendlich der NSDAP zur Verfügung. Während der Nazi-Diktatur wurde ein Aufrüstungsprogramm mit gigantischen Erträgen für alle Rüstungsunternehmen in die Wege geleitet, und ein bisher unvorstellbares Ausplünderungs-, Sklavenarbeits- und Ausrottungsprogramm führte zu riesigen Gewinnen für die Industrie.

„Nach 1945 gingen die Kapitalverbrechen weiter und sie sind längst nicht beendet“, so Wolfgang Dominik, „Wer aber finanziert heute die NPD?“ Die Antwort hierauf sehe, für das Jahr 2006, folgendermaßen aus: „Die NPD erhält ihr Geld vom Staat (45 % der Gesamteinnahmen), aus Spenden (32 %), aus Mitgliederbeiträgen (19 %) und aus sonstigen Einnahmen (4 %).“ Ein Verbot der NPD, bisher u. a. verhindert durch V-Leute in der Partei, sei quasi gleichbedeutend mit deren finanziellem Ruin.

Während der nun folgenden Diskussion werden auch seitens der Gäste viele weitere Gründe für ein Verbot der NPD genannt. Abschließend verliest Helmut Hermann eine Solidaritätserklärung mit Nina Eumann, (DIE LINKE. Mülheim), die während der letzten Wochen mehrmals von der NPD, durch Beschädigung ihres Autos in Verbindung mit einem Hinterlassen von Flyern dieser Partei, belästigt wurde. 

Andreas Marquardt