30.04.09
„Die Nazis und ihr Geld – damals und heute“
Spannende
Diskussionsveranstaltung in Mülheim/Ruhr
Am 10. März fand in Mülheim an der Ruhr innerhalb der
VVN-BdA-Veranstaltungsreihe „Neofaschismus in der BRD“ eine
Diskussion zum Thema „Die Nazis und ihr Geld – Historische und
aktuelle Aspekte“ statt. Eingeladen hatte Helmut Herrmann,
Vorsitzender der VVN-BdA / KV Mülheim. Referent war Wolfgang
Dominik, u. a. ehemaliger Lehrbeauftragter an der Uni Dortmund und
Mitglied der VVN-BdA.
Wolfgang Dominik stellte zu Beginn seines Vortrags fest, dass man
heute in der kritischen Geschichtswissenschaft die Personen aus den
Top-Etagen des deutschen und internationalen Großkapitals sehr
genau kenne, die den Zugang der NSDAP zur politischen Macht mit sehr
viel Geld erst ermöglichten: Bereits 1927 begann die Unterstützung
Hitlers durch Emil Kirdorf, einem der wichtigsten Ruhrindustriellen.
Im Januar 1928 wurde die „Ruhrlade“ als informeller und höchst
exklusiver Zirkel von Paul Reusch gegründet, dessen Mitglieder in
vielen Vorständen und Aufsichtsräten der rheinischen
Schwerindustrie saßen. Krupp, Klöckner, Reusch, Fickler, Winkhaus,
Vögler, Poensgen, Springorum, Thyssen und Haniel gehörten dazu.
Friedrich Flick könne man als Sympathisanten bezeichnen. Man traf
sich in geselliger Runde und organisierte Spenden in Höhe von
jährlich bis zu 1,5 Millionen Reichsmark für bürgerliche und
rechte Parteien.
Auch wisse man, dass diese deutschen „Eliten“ ganz bestimmte
Wünsche mit ihren Geschenken verbanden: Eine Beschränkung aller
sozialen Ausgaben, innerbetriebliche Tarifverträge, die
Verringerung der Arbeitslosenunterstützung und ein gezielter Kampf
gegen die Gewerkschaften sowie gegen den Marxismus zählten hierzu.
Das politische Programm der „Ruhrlade“ hatte viele
Gemeinsamkeiten mit demjenigen Hitlers. So flossen ab 1931
regelmäßig Spenden der „Ruhrlade“ an einzelne Nazis, – diese
Spenden standen letztendlich der NSDAP zur Verfügung. Während der
Nazi-Diktatur wurde ein Aufrüstungsprogramm mit gigantischen
Erträgen für alle Rüstungsunternehmen in die Wege geleitet, und
ein bisher unvorstellbares Ausplünderungs-, Sklavenarbeits- und
Ausrottungsprogramm führte zu riesigen Gewinnen für die Industrie.
„Nach 1945 gingen die Kapitalverbrechen weiter und sie sind
längst nicht beendet“, so Wolfgang Dominik, „Wer aber
finanziert heute die NPD?“ Die Antwort hierauf sehe, für das Jahr
2006, folgendermaßen aus: „Die NPD erhält ihr Geld vom Staat (45
% der Gesamteinnahmen), aus Spenden (32 %), aus Mitgliederbeiträgen
(19 %) und aus sonstigen Einnahmen (4 %).“ Ein Verbot der NPD,
bisher u. a. verhindert durch V-Leute in der Partei, sei quasi
gleichbedeutend mit deren finanziellem Ruin.
Während der nun folgenden Diskussion werden auch seitens der
Gäste viele weitere Gründe für ein Verbot der NPD genannt.
Abschließend verliest Helmut Hermann eine Solidaritätserklärung
mit Nina Eumann, (DIE LINKE. Mülheim), die während der letzten
Wochen mehrmals von der NPD, durch Beschädigung ihres Autos in
Verbindung mit einem Hinterlassen von Flyern dieser Partei,
belästigt wurde.
Andreas Marquardt
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