Heartfield: "Millionen stehen hinter Hitler"

Rallye „Spurensuche Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“

Ein Projekt der VVN/BdA NRW

 

09.01.08

VVN-BdA-Mahnwachen in Köln und Dortmund

Erinnerung an das verbrecherische Bündnis der Wirtschaft mit Hitler

Die Westfälische Rundschau vom 8.1.2008, Lokales Dortmund, veröffentlicht ein Foto von der Mahnwache an der Ecke Hainallee/Eintrachtstaße vom 7.1.08 in Dortmund. (Weitere Fotos zum Thema bei Arbeiterfotografie) Gezeigt wird u.a. das Schild mit der Heartfield-Grafik von 1932 „Millionen stehen hinter mir – Der Sinn des Hitlergrußes“ und mit der Inschrift: „Hier an der Ecke Eintrachtstr. in der Villa Springorum trafen sich am 7. Januar 1933 Franz von Papen und führende Ruhr-Industrielle, um die Machtübertragung an Hitler herbeizuführen. Viele Ruhrindustrielle unterstützten bereits vor 1933 die Ziele der Nazis. Sie profitierten von Krieg, Faschismus und Holocaust.“

Die Zeitung berichtet unter der Überschrift: Mahnwache: Erinnerung an NS-Wirtschaftsverbrechen

 

Mahnwache an der Ecke Hainallee/Eintrachtstaße vom 7.1.08

Mahnwache an der Ecke Hainallee/Eintrachtstaße vom 7.1.08

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) hat am Montag an der Hainallee eine Mahnwache zur Erinnerung an die Verbrechen der Wirtschaft während der Nazizeit abgehalten. Am 7. Januar 1933 – also vor genau 75 Jahren – hatten sich in der Dortmunder Springorum-Villa die führenden Wirtschaftsgrößen der Region mit dem ehemaligen Reichskanzler von Papen getroffen, um die Machtübernahme von Adolf Hitler voran zu treiben und zu unterstützen. Die Vereinigung, unterstützt von mehreren Organisationen, darunter das Friedensforum, die Falken und das Bündnis Dortmund gegen Rechts, macht sich dort wie berichtet für die Errichtung einer Gedenktafel stark, die an das Treffen in der Villa erinnert. Das Gebäude an der Rathenau-Allee, die kurze Zeit später in Adolf-Hitler-Allee umbenannt wurde, überlebte den Krieg nicht. Heute ist dort eine Gründfläche. Die VVN fordert nun in einer landesweiten Kampagne, an solche Orte der Wirtschaftsverbrechen zu erinnern. Denn zahlreiche Industrielle, auch aus der Region, hätten sich für die Einsetzung Hitlers und der Nationalsozialisten stark und sich durch den Einsatz von Zwangsarbeitern an Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht, betonte VVN-Sprecher Ulrich Sander.

Von der Mahnwache vom 4. Januar in Köln wird uns berichtet:

Zu einer Mahnwache vor dem Anwesen, das schlichte Wort Haus verbietet sich an dieser Stelle, Stadtwaldgürtel 35, der ehemaligen Villa Schröder, hatte die VVN/BdA Köln für den 4. Januar aufgerufen, um an einen der Schicksalstage der neuen deutschen Geschichte zu erinnern. Genau 75 Jahre nach dem Tag, an dem sich an diesem Ort auf Einladung des Hausherrn, eines Kölner Bankiers, der ehemalige rechtskonservative Reichskanzler Franz von Papen mit Adolf Hitler, dem Chef der NSDAP getroffen hatte, erinnerten junge und ältere Antifaschist(inn)en an die Verantwortung wichtiger Teile des Kapitals für die Errichtung der Nazidiktatur. Sie riefen der Öffentlichkeit Max Horkheimers Wort ins Gedächtnis: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“.

Wie wichtig die Erinnerung an die Tatsache vom ursächlichen Zusammenhang zwischen krisenhaftem Kapitalismus und brutaler Unterdrückung (nicht nur) der Arbeiterbewegung, zwischen Wirtschaftskrise, Aufrüstung und Krieg auch (oder gerade) heute ist, zeigt ein Artikel des namhaften Kölner Wirtschaftshistorikers Ulrich Soénius im Kölner Stadtanzeiger vom 4.1.: Der Autor, der die Ereignisse um den 4. Januar 1933 in der Sache exakt wiedergibt, spricht in seinem Beitrag einzig und allein von Kurt Freiherr von Schröder, den er als „Emporkömmling“ bezeichnet, der mit der Kölner guten Gesellschaft nichts zu tun gehabt habe (schließlich war er in Hamburg geboren und hatte ins Bankhaus Stein lediglich eingeheiratet). Die Interessen des großen Kapitals, die Schröder 1947 als Interesse an stabilen Verhältnissen, Antikommunismus und dem Drang nach Aufrüstung kennzeichnete, spielen bei Soénius keine Rolle – es bleibt das Portrait eines persönlich charakterlosen überzeugten Nazis. Vielleicht liegt das ja daran, dass der Autor Direktor der Stiftung Rheinisch Westfälisches Wirtschaftsarchiv ist, die eng an die Industrie- und Handelskammer angebunden ist. Und wer beißt schon in die Hand, die ihn füttert?

(tri)